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Grant McLennan

Die Zeiten, als er bei den Go-Betweens der ruhige, sanft melodiöse Gegenpol zum aufgekratzteren Robert Forster bildete, sind endgültig vorbei. Aber der Hang zur klanglichen Schönheit lebt auch in seiner Solokarriere weiter. „In Your Bright Ray“ (Beggars Banquet / PIAS), sein viertes Album, verbindet wie üblich exquisiten Gitarrenpop mit gedanklichem Tiefgang.

Kultur!News: Grant, war das neue Album, das in Australien entstanden ist, nach all den Jahren in London eine Rückbesinnung an die gute alte Zeit?

Grant McLennan: Es sind die ersten Songs, die ich in Brisbane seit 1981 geschrieben habe. Es war in der Tat eine Art Wiedergeburt. Ich hatte keine alten Songs im Gepäck, als ich zurückgegangen bin.

K!N: War ein so reiner Tisch eine Chance oder ein Risiko?

Mc Lennan: Eigentlich bin ich ein Songwriter, der sehr viel schreibt, aber ich hatte einige Monate gar nichts geschreiben, und so war ich schon ein bißchen ängstlich. Als der erste Song aber da war, ergab sich für mich ein Bild von der fertigen Platte, und anschließend kamen die anderen Lieder einfach.

K!N: Was für Themen haben dich beschäftigt?

Mc Lennan: Es ist ein Album über die späten Neunziger, und dort sehe ich überall die Abwesenheit des Spirituellen, des Glauben, stattdessen sind dort Spaltungen und Spannungen und die Postmoderne packt jeden an der Gurgel. Kaum jemand stellt sich hin und sagt, woran er glaubt. Ich wollte das hiermit tun: dies fühle ich, hieran glaube ich!

K!N: Fühlst du dich der Musik der Neunziger also nicht sonderlich verbunden?

Mc Lennan: Ich fühle mich sicherlich nicht zuhause in den neuesten musikalischen Trends, aber es ist gut, daß das Lied wieder in die Charts zurückgekehrt ist. Das ist das Erbe der Monkees und der Mamas and Papas und der Beatles. Die bewundere ich ähnlich wie ein Gemälde von Da Vinci, aus einem anderen Zeitalter, Teil der Kultur, schön, handwerklich perfekt, auch wenn Da Vinci wohl der größere Künstler ist…

K!N: Woher kommt die Inspiration?

Mc Lennan: Ich hole die Gitarre raus, setze mich ans Fenster und hoffe, daß etwas kommt. Ich wäre sicherlich nicht so abenteuerlustig, wenn ich in einer Gruppe wäre. In einer Band mit zwei Songwritern, wie wir sie hatten, konnte ich pro Jahr vielleicht sieben Songs aufnehmen; ich brauchte einfach einen größeren Abfluß. Denn du kannst heutzutage nicht einfach alle sechs Monate ein neues Album herausbringen. Die Plattenfirma würde dich hassen, weil du deinen Vertrag zu schnell erfüllst.

Interview: Rolf von der Reith

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