Green Day
„Warning“ – den Titel der neuen Green-Day-Platte sollte der Punkfan durchaus ernst nehmen. Denn die Stücke sind vergleichsweise poppig ausgefallen, was sich auch bei den anstehenden Konzerten niederschlagen dürfte.
Eine Warnung? Ach was, nicht nötig. Billie Joe Armstrong glaubt nicht, dass der neue Green-Day-Longplayer seiner treuen Gefolgschaft einen Schock versetzen könnte. „Was ist schon Pop?“ entgegnet der Sänger und Gitarrist. „Für mich ist ,Warning’ keine Pop- oder Punkscheibe, sondern einfach ein Green-Day-Album, basta.“ Geht es vielleicht noch etwas genauer, Mr. Armstrong? „Na ja, wir haben dieses Mal schon viel mit Akustikgitarren gearbeitet“, gibt er zu. „Wenn du die Leute nicht mit harten E-Gitarren zudröhnst, hören sie dir endlich mal richtig zu.“
Wer aufmerksam zuhört, den erwarten bittersüße Geschichten, die das Leben schrieb. „Wir haben unsere Aggressionen dieses Mal in positive Bahnen gelenkt“, sagt Armstrong, „Hoffnung ist das Thema unserer Platte.“ Den Song „Hold on“ widmete er einem Kumpel, der innerhalb eines Jahres drei Freunde verlor. „Ich wollte ihm Mut zusprechen, trotz dieser schweren Schicksalsschläge nicht aufzugeben“.
Doch der Sänger kann auch anders. Im Stück „Fashion Victim“ macht er sich über Modejunkies lustig: „Ich finde es albern, seinen wahren Charakter hinter Make-up und Klamotten zu verstecken. Jeder sollte einfach nur er selbst sein.“ Dieses Credo nimmt Armstrong ernst, sehr ernst. In dem Lied „Minority“ verkündet er sogar, dass er einer Minderheit angehören wolle und keine Autorität brauche. Starker Tobak. „Mir darf nur ein Mensch sagen, was ich zu tun habe: meine Frau. Ich folge nicht der Masse. Individualität steht bei mir an erster Stelle.“ Natürlich hat dieses Bürschchen auch nichts für Obrigkeiten übrig. „Lehrer und andere Autoritätspersonen finde ich schrecklich. Ich will in jeder Beziehung frei sein.“
„Heute ist der erste Tag vom Rest unseres Lebens“, predigt er in dem Stück „Church on Sunday“, und das klingt ziemlich stark nach Lebensmotto. „Weiß nicht“ – der Sänger zuckt die Achseln, denkt angestrengt nach. Und liefert doch noch ein Motto: „Du sollst nicht auf morgen warten, wenn heute auch schon ein Tag ist.“
Interview: Dagmar Leischow