„Greta“: Isabelle Huppert glänzt als Stalkerin
In ihrem neuen Film „Greta “ ist die französische Kinolegende Isabelle Huppert in einer ungewöhnlichen Rolle zu sehen: als Schurkin.
Die junge Frances McCullen (Chloë Grace Moretz) findet in der New Yorker U-Bahn eine Handtasche und bringt sie der rechtmäßigen Besitzerin nach Hause. Die Tasche gehört der eleganten Witwe Greta Hideg (Isabelle Huppert, „Elle“), die sich sehr über den Besuch freut. Schnell freundet sich Frances mit der älteren Dame an, denn das Schicksal scheint zwei einsame Seelen zusammengeführt zu haben: Frances hat ihre Mutter verloren, Gretas Tochter lebt im fernen Paris, ihr Mann ist tot. Gemeinsam kaufen sie für Greta einen Hund und machen viele Spaziergänge. Als sie eines Abends zusammen bei Greta kochen, findet Frances in einem Schrank mehrere identische Handtaschen wie diejenige, die sie Greta zurückbrachte: Köder, um die ehrlichen Finder zu sich zu locken! Frances verlässt die Wohnung fluchtartig – doch Greta lässt die nicht in Ruhe … vs
Isabelle Huppert über ihre Rolle
Im ersten Teil der Geschichte ist Greta eine sehr nette Person und sehr zerbrechlich. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass sie schwach ist. Aber man erlebt sie schon als ganz besonders schüchterne Person, die in gewisser Hinsicht aber auch sehr fordernd ist. Deshalb nehmen wir zunächst auch an, dass Sanftheit und Liebe zu ihren vorrangigen menschlichen Qualitäten gehören. Außerdem betont sie immer wieder, wie einsam sie ist. Und das ist sie wahrscheinlich auch. Wahrscheinlich macht sie das, was sie tut, aus Einsamkeit. Aber was die Rolle letztlich so interessant macht, sind ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten. Was verbirgt sich hinter diesen Augen? Sie scheint eine wirklich normale Person zu sein, das kann sie sehr gut spielen. Aber im Laufe der Geschichte zeigt sie immer neue Facetten ihrer Persönlichkeit. An Frances sprechen sie vor allem ihre Freundlichkeit, Naivität und Schönheit an. In gewisser Hinsicht ist das wie in einer Liebesgeschichte: Sie fühlt sich von Frances wirklich angezogen, sie muss auf sie wie ein Engel wirken. Zudem gefällt ihr Frances’ offensichtliche Unschuld. Wie wir nach und nach realisieren müssen, gibt es etwas in Gretas Vergangenheit, das uns diese ungewöhnliche Anziehung erklärt, die Frances auf sie ausübt. Ich glaube aber nicht, dass man mit besonders viel Sympathie auf Greta blicken wird. Sie ist von einer vergangenen Welt besessen – das ist ein universeller Aspekt dieses Films. Man beginnt zu verstehen, dass sie ein melancholisches Gefühl in sich trägt: Ausgelöst durch das Fehlen von etwas, das nie mehr wiederkommen wird.
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