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Großes Kino: Nilüfer Yanya über ihr neues Album „My Method Actor“

Nilüfer Yanya
Nilüfer Yanya (Foto: Molly Daniel)

Wo fängt die Figur an, wo endet die Person? Auf ihrem dritten Album „My Method Actor“ findet die englische Musikerin Nilüfer Yanya immer mehr zu sich.

Nilüfer, den Titel deines neuen Albums bringe ich vornehmlich eher mit Filmen in Verbindung als mit Musik. Kannst du erzählen, wie es zu diesem Albumtitel gekommen ist?

Nilüfer Yanya: Ich mochte den Namen „My Method Actor“, er klang einfach gut. Der Begriff ergibt außerdem Sinn als Titel, denn die Theorie hinter Method Acting ist ja, dass du nicht länger schauspielerst, sondern zu deiner Figur geworden bist. Du hast so viel Arbeit darin investiert, die Rolle zu lernen und die beiden Menschen zu kombinieren, dass es dir gar nicht mehr schwerfällt, in diesen Charakter zu schlüpfen. Ich bin keine Schauspielerin, aber da gibt es schon eine gewisse Parallele zu der Art, wie ich Musik schreibe, wie ich als Nilüfer Yanya auf die Bühne gehe und dort nicht zur Kunstfigur werden muss, sondern einfach ich selbst sein kann.

Stichwort Film: Deine Musikvideos legen großen Fokus auf Ästhetik. Wie wichtig sind dir die Visualiser zu deinem Album als Erweiterung des Grundgefühls?

Yanya: Ich arbeite für die Visuals schon von Anfang an mit meiner Schwester zusammen, sie ist die Regisseurin aller meiner Videos. Das sorgt natürlich für eine interessante Beziehung, an der wir immer weiter zusammen arbeiten und uns entwickeln können. Mir gibt es große Sicherheit, mit ihr zusammenzuarbeiten, und der sorgt wiederum auch für mehr Kreativität. Ich find’s also vermutlich deshalb auch so wichtig, das Album zu visualisieren. Ich liebe Filme, ich liebe Musikvideos, und ich bin froh, dass wir das immer zusammen machen können, weil ich das alleine vermutlich schon aus Zeitgründen gar nicht schaffen würde.

Interessant ist auch, dass Musikvideos in Zeiten von Streaming immer weniger relevant werden.

Yanya: Es hat sich auf jeden Fall durch Short-Form-Content wie TikTok stark geändert, das ist wahr. Du weißt nicht mal, ob Leute es sich ansehen, und nur die wirklich großen Artists haben überhaupt das Geld, um dauerhaft Musikvideos zu machen. Aber ich hab’s geliebt, die Visualiser zu drehen. Wir sind für eine Woche nach Spanien geflogen, haben uns durch verschiedene Orte inspirieren lassen und alles einfach mit der Kamera festgehalten. Das war wahnsinnig entspannt, denn manchmal fühlen sich Videos viel mehr nach Müssen als nach einer schönen Ergänzung an. In diesem Fall haben wir aber einfach mit dem gearbeitet, was wir im Kopf hatten und was uns die Umgebung gegeben hat, und es hat sich nicht nach Anstrengung angefühlt.

Der Sound deines neuen Albums ist noch verzerrter, noch größer gedacht als sonst.

Yanya: Ich habe das Gefühl, dieses Album ist soundmäßig noch mutiger als die davor, und die Distortion ist dementsprechend mehr als nur ein kleines bisschen vorhanden. Mir war noch nie so klar, dass man sich mit Sounds und Tönen nicht zurückhalten muss und auch ruhig größer denken darf. Früher hab ich noch gedacht: Du darfst nicht zu groß im Sound werden. Aber das lege ich immer mehr ab und gehe immer mehr dem nach, was cool klingt, auch wenn sich das natürlich jederzeit ändert. Da hilft auch mein Produzent Wilma Archer als studierter Sounddesigner, der viel mit Filmmusik und Soundtracks gearbeitet hat. Meine Musik wird dadurch etwas cineastischer und noch mehr Teil von Nilüfers Welt.

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