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Grunge goes Golf

Der Immer-mal-wieder-Frontmann der Afghan Whigs liebt die Musik und hat ein feines Soloalbum namens „Random Desire“ aufgenommen. Aber das ist nicht seine einzige Leidenschaft.Interview: Steffen Rüth

Greg, was treibst du im Moment?

Greg Dulli: Ich bin in meinem Haus in Silverlake. Nach unserem Gespräch packe ich die Tasche und fahre runter nach Venice, um meinen Freund Jon Theodore zu treffen. Anschließend sammeln wir noch Buzz Osborne ein, und schon ist die Runde komplett.

Und welche gemeinsame Aktivität steht für den Sänger der Afghan Whigs, den Schlagzeuger von Queens Of The Stone Age und den Frontmann der Melvins auf dem Programm, wenn man fragen darf?

Dulli: (lacht) Na, welche wohl? Wir golfen zusammen.

Jetzt echt?

Dulli: Schon seit Jahren. Ich glaube, Buzz golft sechsmal pro Woche, Jon und ich in der Regel zweimal. Golfspielen hat nur Vorteile. Am allerwichtigsten ist, dass du draußen bist, Vitamine von der Sonne abbekommst und frische Luft atmest. Außerdem: Du bewegst dich, was generell nie verkehrt ist, du bist mit deinen Freunden zusammen, und du testest deine Fähigkeiten in einem angenehm sympathischen, bei uns oft auch sehr lustigen Wettbewerb.

Wer ist der Beste von euch?

Dulli: Buzz, mit Abstand. Er ist wirklich ein außergewöhnlich talentierter Golfer und der einzige von uns, der mitzählt. Jon und ich sind etwa auf demselben Niveau. Unser Handicap kennen wir allerdings nicht. Da müssten wir Buzz fragen, der weiß so was.

Vor drei Jahren hast du mit den Afghan Whigs das allseits gelobte Album „In Spades“ rausgebracht. Was hat dich dazu bewogen, nun ein Soloalbum aufzunehmen?

Dulli: Ungefähr seit Anfang 2019 hatte ich ein richtig heißes Händchen und habe sehr viele gute Songs geschrieben. Da meine Bandkollegen der Whigs gerade anderweitig zu tun hatten, habe ich mich entschieden, die Platte allein zu machen.

Ganz alleine?

Dulli: Nein, ich brauche immer jemanden, an dem ich mich im Studio reiben kann. Das war bei „Random Desire“ mein Co-Produzent Christopher Thorne, mit dem ich in Joshua Park in überwältigend schöner Umgebung aufgenommen habe. Wir waren mitten in der Wüste, um uns herum Schlangen und Skorpione. Nachts konntest du Sterne sehen, die du in LA wegen der Lichtverschmutzung niemals zu Gesicht bekommst.

Die Songs selbst schwelgen für deine Verhältnisse in Pop-Einflüssen.

Dulli: Du bekommst auf dieser Platte eine sehr reine, extrem destillierte Version von mir.

Wie ist es dir eigentlich gelungen, 35 Jahre als Rockmusiker so würdevoll und gesund zu überstehen?

Dulli: Auf die Musik konnte und kann ich mich verlassen. Sie war immer da – wenn ich traurig war, wenn ich einsam war, wenn ich glücklich war. Daher habe ich immer behutsam darauf geachtet, dass mir dieses privilegierte Leben nicht entgleitet. Heute, mit Mitte 50, kann ich sicher sagen, dass ich mit der Musik weitermachen will, bis ich nicht mehr bin.

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