Hänsel & Gretel: Thalia Theater, Hamburg
Ein Metalmärchen: „Hänsel & Gretel“ am Hamburger Thalia
Zu Beginn der Theatersaison wurden die Musiker Till Lindemann (Rammstein) und Peter Tägtgren (Hypocrisy) noch als Regisseure für „Hänsel und Gretel“ am Hamburger Thalia Theater angekündigt. Ein Stück nach den Gebrüdern Grimm mit dem Untertitel „Hungry Hardcore“.
Mittlerweile zeichnen die Beiden nur noch für die Musik verantwortlich, die Regie liegt einzig in den Händen der estnischen Radikaltheatermacher Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo. Und der Untertitel ist auch weg. Und wir geben zu, dass wir von Anfang an skeptisch waren. Nicht, weil wir es nicht gut finden, wenn fachfremde Künstler ins Theater schauen, von Christoph Schlingensief bis Jonathan Meese gibt es genügend Beispiele, wie solch ein Genrewechsel für beide Seiten ein Gewinn sein kann. Aber bei der Verpflichtung der Hardrocker schien es dem Thalia doch eher um Marketing zu gehen als um Blutauffrischung – bei Licht betrachtet sehen Lindemann und Tägtgren in ihrem kalkulierten Schockrockgebaren weit älter aus als es das Theater je war.
Entsprechend gibt es also lautes Gitarren-Elektronik-Gesäge, die blutige Übermalung eines ohnehin schon blutigen Grimm-Märchens. Und ein Stück, das von Leuten inszeniert wurde, die was von ihrem Job verstehen. Dass dabei die Handlung verhältnismäßig überraschungslos am Original vorbeischrammt – geschenkt.