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Hally Berry zu „Gothika“ und „Catwoman“

Selten hatte eine so schöne Frau so viel Pech mit Männer: Fast jeder Mann der Welt steht auf Halle Berry – nützen tut ihr das wenig. In „Gothika“ verliert sie als Psychologin den Verstand. Kein Wunder, bei dem waidwunden Herzen, das die 35-jährige Oscarpreisträgerin im Gespräch mutig freilegt.

kulturnews: Miss Berry, Sie spielen oft psychisch, physisch und emotional verletzte Frauen, die trotzdem Stärke zeigen. Wie sehr nimmt Sie das persönlich mit?

Halle Berry: Das Schöne an meinem Beruf ist, dass solche Rollen immer wieder eine Katharsis für mein Gefühlsleben sind. Ich bin selbst nahe am Wasser gebaut, wie man so schön sagt. Ich weine leicht, bin eher sensibel, und meine Rollen geben mir oft die Möglichkeit, starke Emotionen rauszulassen. Ich denke, ich habe jede Menge unterdrückter Gefühle, die dann vor der Kamera und im Schutzmantel einer Rolle hochkommen. Für mich persönlich ist das sehr heilsam.

kulturnews: „Gothika“ wirft die Frage auf, wo die Grenze zwischen Sinn und Wahnsinn liegt …

Berry: Und glauben Sie mir, ich balanciere jeden Tag auf dieser dünnen Linie! (lacht) Das ist kein Scherz. Die Linie zwischen Realität und Irrsinn ist verdammt dünn. Unser Gehirn ist ein mächtiges Werkzeug, das zu missbrauchen und zu verlieren wir jederzeit imstande sind. Ich frage mich oft täglich, was wirklich und was unwirklich ist. Besonders in der Industrie, in der ich arbeite, ist die Grenze zwischen Schein und Wirklichkeit sehr oft verschwommen.

kulturnews: Ist das der Grund, warum Sie kein Glück mit Männern haben?

Berry: Meine Beziehungen sind das Letzte! Hat gar keinen Sinn, das abzustreiten. Ich glaube mehr und mehr, dass man eben nicht alles haben kann. Es gibt wundervolle Dinge in meinem Leben, über die ich sehr glücklich und auf die ich sehr stolz bin. Aber ich habe ein Problem, den Richtigen zu finden. Was vermutlich an mir liegt; man sollte ja den Fehler immer zuerst bei sich selbst suchen. Aber ich arbeite daran. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

kulturnews: Wie wichtig ist Psychotherapie für Sie?

Berry: Sehr wichtig. Meine Mutter war Krankenschwester in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses für Kriegsveteranen. Daher bekam ich schon sehr früh mit, wo Psychotherapie helfen kann. Ich war auch immer fasziniert davon und habe Freud und Jung und auch viele Philosophen gelesen. Ich spiele wahnsinnig gern gequälte Frauen, die unvorstellbare Situationen überleben. Ich liebe Rollen, in denen ich gleichzeitig verwundbar und stark sein kann.

kulturnews: Ihr Vater hat Ihre Mutter und Ihre Schwestern früh verlassen. Ein solches Trauma ist bei Mädchen oft die Ursache für spätere Männerprobleme …

Berry: Absolut. Ich glaube, dass meine Kindheit ohne Vater eine dramatische Veränderung in meinem Leben bewirkte. Ich dachte lange, dass das nicht so sei, denn ich hatte ja diese tolle, starke Mutter, die versuchte, beide Rollen auszufüllen. Aber je älter ich werde, desto mehr erkenne ich das Muster, das sich durch all meine Beziehungen zieht. Und das hat damit zu tun, dass es nie eine starke männliche Person in meinem Leben gab. Meine Sehnsucht danach ist sicher der Grund, warum ich dann an Männer gerate, die mich entweder dominieren wollen oder die Dinge tun, die sich andere Frauen nie so lange gefallen lassen würden. Die Abwesenheit eines Vaters in meinem Leben hat bewirkt, dass ich fühle, was ich in punkto Mann verdiene. Zusätzlich hatte meine Mutter eine Menge schlechter Beziehungen, die ich als Kind natürlich miterlebt habe, und unterbewusst erwarte ich wohl auch immer das Schlimmste. Das Gute ist, dass ich das jetzt weiß, dass ich mir nichts mehr vormache. Und dass ich alles tue, um meine Denkweise und mein Gefühl der Selbstachtung oder Verachtung zu ändern. Mir ist auch klar, dass das eine Zeit dauern wird, denn diese Gedanken haben sich jahrelang in meiner Seele verwurzelt. Das muss alles erst mal aufgearbeitet werden.

kulturnews: Wer ist in Ihren Augen der Richtige?

Berry: Ich rede hier nicht vom perfekten Mann, denn den gibt es nicht. Was ich damit meine, wenn ich sage, ich will mir Zeit lassen, ist: Ich möchte diese Zeit dazu nutzen, mich selbst ein bisschen mehr lieben zu lernen. Und damit hoffentlich zu der Erkenntnis gelangen, dass ich das Recht habe, wählerisch zu sein, und einen Mann zu finden, der mich weder betrügt, noch dominiert, noch sonst wie schlecht behandelt. Ich bin ja nicht die einzige Frau, die Probleme mit Männern hat.

Interview: Elisabeth Sereda

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