Hazeldine
Hazeldine wurde in der tiefsten US-Provinz geboren: in Albuquerque, New Mexico. Doch ihre größten Erfolge feiert die Frauenband in Europa. Die Gitarristin Shawn Barton erzählt, wie sich das aufs neue Album „Double Back“ (Glitterhouse) ausgewirkt hat.
kulturnews: Shawn, seit eurem Debüt wart ihr immer „die Frauenband aus der Wüste“. Was hältst du von der Schublade Wüstenrock?
Shawn Barton: Ich glaube, dass unsere Songs nicht anders klingen würden, kämen wir beispielsweise aus Kalifornien. Allerdings bestimmt es die eigene Persönlichkeit schon, wenn man in einer so extremen Landschaft wie der Wüste groß geworden ist. Es heißt ja auch immer, aus unserer Musik höre man die Weite der Highways heraus. Das mag daran liegen, dass Tonya Lamm oft beim Autofahren mit einem tragbaren Aufnahmegerät komponiert. Im Stadtverkehr wäre davon natürlich abzuraten. Die Songs des neuen Albums entstanden allerdings alle auf unserer letzten Europatour. Wir klingen inzwischen sehr europäisch.
kulturnews: Eure Geschichte als Band ist nicht besonders geradlinig. Ihr hattet viel Ärger mit eurer letzten Plattenfirma, dann seid ihr alle aus New Mexico in ganz verschiedene Gegenden gezogen. Was hält euch dennoch zusammen?
Barton: Als wir begannen, war ich unheimlich naiv. Gitarre spielte ich gerade sechs Monate, und von Musik hatte ich nur wenig Ahnung. Jetzt sehe ich, wieviel ich von Tonya gelernt habe. Natürlich könnte jede von uns mit anderen Musikern zusammenarbeiten. Ich kann mir nur überhaupt nicht vorstellen, nicht mehr mit Tonya und Anne Tkach Musik zu machen. Aufhören würde bedeuten, eine gute Familie zu zerbrechen.
kulturnews: In jeder Familie gibt es aber auch Konflikte …
Barton: Wir drei sind zwar sehr verschieden, ergänzen uns dadurch aber gut. Am besten hat das mal ein Freund bei einem gemeinsamen Dinner beschrieben: Anne sage allen, was sie zu tun haben. Tonya heule herum: Das Essen sei zu kalt, der Zigarettenrauch störe. Ich schließlich sei diejenige, die immer lächelt und sagt: „Alles ist toll.“ Und er hat recht: Anne hält uns in Linie, Tonya sorgt dafür, dass die Qualität stimmt, und ich versuche alle glücklich zu machen.
Interview: Frank Nischk