Herbert Pixner zwischen Volksmusik und Klassik
Herbert Pixner scheut keine Herausforderung. Jetzt nimmt es der 44-jährige Südtiroler sogar mit den Berliner Symphonikern auf.
Herbert, nehmen wir die Berliner Symphoniker erst mal beiseite. Die Musik von „Herbert Pixner Projekt“ ist eine Mischung aus Volksmusik, Weltmusik, Jazz, Blues, Tango und Rockelementen. Wie kommt man zu so einer Mischung?
Herbert Pixner: Das hat sich irgendwie so ergeben. Da die diatonische Harmonika bislang eher als Schunkelinstrument missbraucht wurde, gefiel es mir, aus diesem Klischee auszubrechen und mit den Klangfarben dieses Instruments zu experimentieren.
Bei einem nicht gerade kleinen Teil des Publikums müsst ihr zunächst Zugangsängste und Vorurteile abbauen. Wer hat da größeres Unheil angerichtet: die Volksmusikszene à la Musikantenstadl oder Andreas Gabalier?
Pixner: Ach, mit Zugangsängsten und Vorurteilen haben wahrscheinlich alle Künstler*innen und Bands zu kämpfen, die nicht unbedingt einem Schema entsprechen. Die Auswüchse der Schlagerszene verfolge ich nicht wirklich. Da gibt es Spannenderes (lacht).
Wird die Vermittlungsarbeit schwerer, je weiter ihr euch von den Alpen entfernt?
Pixner: Nicht unbedingt schwerer. Es gibt einige internationale Anfragen. Allerdings haben wir bisher darauf geachtet, dass unser Tourkalender logisch gut organisiert ist und unsere Energie nicht für unkoordiniertes Durch-die-Welt-Reisen verbraten wird. So haben wir beschlossen, alle internationalen Anfragen zu bündeln und irgendwann mal eine kleine „Herbert Pixner Projekt“-Welttour zu machen, bei der wir auch Land und Leute kennenlernen und nicht nur Flughafen und Hintereingänge der Venues.
Jetzt aber erst mal zur aktuellen Tour. Was hat euch an der Fusion mit den Berliner Symphonikern gereizt: der Gegensatz von Experimentierfreudigkeit und strenger, genau festgelegter Struktur?
Pixner: Die Herausforderung bei diesem Projekt ist die Verschmelzung beider Klangkörper. Die Berliner Symphoniker sind nicht als Begleitorchester engagiert. Die neuen Arrangements verbinden unsere eher intime Musik mit der Strahlkraft eines 40-köpfigen Orchesters. Wobei man nicht außer Acht lassen darf, dass auch ein Orchester, gerade was zeitgenössische Musik betrifft, viel Spielraum für Experimentierfreude mitbringen muss.
Für das von euch so geliebte Improvisieren ist im Zusammenspiel mit den Berliner Symphonikern sicher wenig Platz, oder?
Pixner: Die Improvisationsteile bleiben freilich erhalten. Natürlich etwas koordinierter, als wenn wir nur zu viert auf der Bühne sind.
Was kommt nach den Philharmonikern? Ein Cloud-Rap-Projekt? Konzerte mit einem Shanty-Chor?
Pixner (lacht): Alles ist möglich. Wir lassen uns überraschen. Im Februar 2020 gibt es eine kleine Tour mit der „Italo Connection“ und ab August spielen wir mit dem „Herbert Pixner Projekt“ die Jubiläumstour zum 15-jährigen Bestehen. Dazu erweitern wir unsere Besetzung mit einer zweiten Harfenistin. Katrin Unterlercher kommt für diese Tour wieder zum Projekt zurück, und so gibt es wieder eine neue Herausforderung mit zwei Volksharfen auf der Bühne. Es bleibt spannend.