Hooverphonic
Schubladen können schnell zu eng werden. Ein gutes Beispiel sind Hooverphonic aus Belgien. Spätestens mit „The magnificent Tree“ (Columbia) haben die Flamen ihr TripHop-Image abgelegt und ein Album ausgetüftelt, das die Quadratur des Kreises versucht: gleichzeitig retro und modern zu sein. city.mag sprach mit Songschreiber und Bassist Alex Callier.
city.mag: Alex, euer neues Album klingt, als ob ihr euer Publikum hypnotisieren wolltet.
Alex Callier: Genau, erst hypnotisieren wir die Leute und infiltrieren sie dann mit der Botschaft: Her mit der Kohle! Nein, einige Songs mögen ja hypnotisch sein, doch ich würde das anders ausdrücken: Jeder Song soll ein kleines Universum sein. Mal entführen wir die Zuhörer an einen imaginären Ort, einen Strand oder eine Wüste, mal konfrontieren wir sie mit der Realität.
city.mag: Steht beim Komponieren schon fest, wohin die Reise später gehen wird?
Callier: Eigentlich nicht. Natürlich soll jedes Lied seine ganz eigene Atmosphäre haben, alles andere wäre für uns langweilig. Aber meistens entwickelt sich das Schritt für Schritt – und am Ende wundern wir uns selbst, wo wir herausgekommen sind.
city.mag: Gilt das auch für die teilweise pompöse Intrumentierung? Man hört Streicher, Bläser und einen echten Kinderchor.
Callier: Ja! Plötzlich wird uns klar: Ein Chor würde hier passen oder dort ein Cello. Inzwischen können wir uns auch leisten, etwas zu fordern. Bei allem Gerede über kleine und große Labels genießen wir die Vorteile einer aufwendigen Produktion. Außerdem macht es mehr Spaß, mit guten Musikern zu arbeiten, als immer nur am Computer zu schrauben.
city.mag: Auf eine Tour könnt ihr aber keine Busladung Streicher mitnehmen.
Callier: Live sind außer mir, Geike und Raymond nur ein Drummer und ein Keyboarder dabei. Da wir uns aber inzwischen davon entfernen, zu oft den Sequencer einzusetzen, erfinden wir unsere Songs für die Konzerte neu. Alles wird dann einfacher und direkter. Nur die wunderschönen Streicher wollen wir nicht missen. Die reisen als Konserve mit.
Interview: Frank Nischk
1. 4. Muffathalle, München
2. 4. Stadtgarten, Köln
3. 4. Schlachthof, Hamburg
5. 4. Cooky’s, Frankfurt