Hozier über „Unreal Unearth“: Höllisch gut
Sein großer Hit heißt „Take me to Church“. Doch jetzt hat sich Hozier vom Fegefeuer inspirieren lassen.
Andrew, du spielst in den nächsten Monaten an einigen tollen Orten, etwa im New Yorker Madison Square Garden oder in der Hollywood Bowl in Los Angeles. Ist es etwas Besonderes, in solchen Arenen zu spielen?
Hozier: Die Vorfreude ist riesig, die Aufregung auch. Natürlich ist das grandios und ein riesiges Privileg, an solch legendären Orten aufzutreten. Zugleich ist ein Konzert aber immer auch erstmal ein Konzert. Das heißt: Wir liefern ab, und ich gebe immer alles – ganz egal, wo. Und eine Tournee ist nichts für Warmduscher (lacht). Letzte Nacht sind wir etwa um halb zwei Uhr nach dem Konzert in Berlin losgefahren und dann am frühen Morgen in Köln angekommen, wo wir heute Abend spielen.
Du siehst allerdings durchaus frisch und erholt aus.
Hozier: Das ist alles Gaukelei (lacht). Nein, der Trick besteht darin, so viel wie möglich zu schlafen, überall und zu jeder Zeit. Mit 24 als ich plötzlich auf dem Rücken des Erfolges von „Take me to Church“ durch die Welt galoppiert bin, wusste ich noch nicht so gut, wie man sich die Kräfte einteilt. Mit der Feierei habe anfangs oft über das Ziel hinaus geschossen. Auch, weil ich geglaubt habe, das gehört sich einfach so. Irgendwann ist mir klar geworden, dass man sich die Kräfte einteilen muss, wenn man lange im Rennen bleiben möchte.
Die wichtigste Inspiration für dein drittes Album „Unreal Unearth“ soll Dantes „Inferno“ gewesen sein, der erste Teil der „Göttlichen Komödie“. In seinem Klassiker beschreibt der florentinische Dichter seine Reise durch die Hölle. Ging es dir nicht gut?
Hozier: Mit mir selbst ist alles bestens, auch wenn ich auf dem Album den Abstieg in die tiefsten Tiefen der Unterwelt beschreibe. Während der Pandemie, die ich nicht so leicht weggesteckt habe und die für mich vor allem anfangs eng mit der Angst vor Verlust und Tod verbunden gewesen ist, habe ich viel Zeit gehabt, um mir einige Klassiker der Weltliteratur zu Gemüte zu führen. Schriften der alten griechischen Philosophen zum Beispiel, und eben die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri. Die „Neun Kreise der Hölle“, die er dort beschreibt, haben meinem Album eine Struktur gegeben und mir geholfen, die Erfahrungen ein bisschen zu ordnen und in Relation zu setzen. Ein Konzeptalbum ist „Unreal Unearth“ aber nicht.
In „Francesca“ geht es ja auch eher um eine höllische Beziehung.
Hozier: Diesen Song schrieb ich für meine damalige Partnerin, während einer schwierigen Zeit. Aber nicht alles ist wörtlich zu nehmen, und der Erzähler in dem Lied ist unzuverlässig. Eingeflossen ist außerdem Dantes Romanfigur Francesca da Rimini: Sie wird von ihrem Mann wegen Ehebruchs ermordet. (lacht)