Hubert von Goisern
Liebe und Bergesgipfel
Sechs Jahre ist es her, seit sich Hubert von Goisern auf dem Gipfel seines Erfolges mit den „Alpinkatzen“ von seinem Publikum verabschiedete. Filmmusik wollte er machen, reisen und schauspielern. Als Musiker trat er mit zwei exotischen Alben in Erscheinung, die seine früheren Fans eher mit Befremdung aufnahmen. Nach den Experimenten mit tibetischen und afrikanischen Musikern wendet sich Hubert von Goisern auf seinem neuen Album „Fön“ wieder einer bodenständigen Musiktradition zu. Mit krachledernen Alpinrocknummern á la „Hiatamadl“ ist es dennoch vorbei: Jazz, Blues und Reggae bestimmen den neuen, melodischen Sound des eigensinnigen Austrianers. Zur Präsentation deines neuen Albums hast du die Journalisten auf den Berg steigen lassen. Warum müssen die Leute mit dir immer wieder „auffi“?
von Goisern:Wir sind schon mit „Aufspielen statt Niederschiaß’n“ auf den Berg gegangen. Damals haben wir gelobt, dass wir wieder auf den Berg steigen, wenn wir mit dem Album Gold machen. Diesem Eid folge ich immer noch. Glaubst du, dass deine Musik inmitten der Bergwelt eine andere Wirkung hat?
von Goisern: Eher nicht. Mir kam es bei den ersten Klängen selbst ein wenig eigenartig vor: Da hast du auf einer Seite Gletscher und auf der anderen das weite Tal und du hörst eine Musik, die im technischen Umfeld eines Studios entstanden ist. Aber alle haben eine Stunde lang nur der Musik zugehört, ohne zu reden. Mit dem Titel deines neuen Albums ist ja wohl jene Art von Fallwind gemeint, die aus den Bergen kommt. Die Schreibweise deutet allerdings auf etwas anderes hin …
von Goisern: Mir gefällt es einfach, dass gerade so ein Chaos in der deutschen Rechtschreibung herrscht. Da habe ich mir gedacht, jetzt kann ich endlich machen, was ich will. Mir gefiel das Wort ohne „h“ einfach viel besser, ich finde es ästhetischer. Ich bin im Moment sowieso dafür, jeden Schnörkel wegzulassen und mag keine Verzierungen, die die Sicht aufs wesentliche verstellen. Die Aussage eines Wortes ist wesentlicher, als seine Schreibweise. Hat das auch etwas mit der Musik zu tun, die du heute machst?
von Goisern: Mit der Musik ist es auch so: Das wesentliche ist es, den wahren Kern der Dinge zu spüren. Wenn ich komponiere oder Musik mache, läuft sehr viel über das Unterbewußtsein. Da muss ich dann ab und zu zurücktreten und mir anschauen, wie es wirkt – wie ein Maler. Was glaubst du, wie „Fön“ bei dem Publikum ankommt, das die Alpinkatzen schätzte?
von Goisern: Ich weiss nicht, wie es den Leuten heute mit meiner Musik geht. Es sind ja doch sechs Jahre vergangen und es ist einiges passiert – wie zum Beispiel die Tibet- und die „Gombe“-CD. Ich hoffe, es erwartet niemand von mir, dass ich wieder zurückgehe und dasselbe mache wie früher.Ich weiss nicht, wie es mir gehen wird, wenn mein Publikum im Konzert nach den alten Sachen ruft. Ich hab aber auch früher schon manchmal mit Leuten im Publikum gestritten, die das „Hiatmadl“ aus dem Radio kannten und glaubten, so würde das ganze Konzert laufen. Wem nicht gefällt, was ich heute mache, der soll halt nicht ins Konzert gehen. Wenn man sich nicht verändert, ist man eh schon gestorben. Heißt das, dass du in deinen Konzerten nur noch neues bringen willst?
von Goisern: Ich vertraue auf die neuen Lieder, auf die neue Band und meine eigene Lust, zu musizieren und darauf, dass ich damit die Leute so packen kann, dass sie mich so nehmen, wie ich bin. Jemand, der „Inexil“ und „Gombe“ kennt, der müßte eigentlich froh sein über die Musik, die ich auf „Fön“ mache. Wäre dieses Album mit deiner früheren Band, den Alpinkatzen, nicht möglich gewesen?
von Goisern: Ich habe mir Leute gesucht, deren Art des Spielens mich faszinierte. Das war genau die Bereicherung, die ich haben wollte für die Musik, die ich jetzt machen möchte. Diese Musiker kommen nicht so sehr aus einer Rock-Tradition wie die Alpinkatzen. Ich wäre wohl immer noch anfällig dafür, mit den Alpinkatzen in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Da wären wir in Nullkommanix wieder dort, wo wir aufgehört haben: Bei einer rockigen Umsetzung. Dieses rein rockige, sehr kraftvolle, wo man jedes Problem mit der Energie löst, wollte ich aber nicht mehr.Es geht viel um Beziehungen und Frauen in deinen neuen Texten. Beschäftigt dich das mehr als früher?
von Goisern: Wenn ich komponiere, habe ich nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas dazu tue. Die Klänge kommen einfach, es entwickelt sich von selbst. Manchmal kommen auch ein Satz und die Melodie auf einmal daher, in einem Guss. Andrerseits komme ich auch über einen Rhythmus oder eine Melodie in irgendeine Geschichte hinein. Und zwischenmenschliche Beziehungen sind halt das Intensivste, was es gibt. Das kann man mit keinem Berggipfel vergleichen, die ja auch sehr schön sind. Hat dich die Spiritualität der Tibeter beeinflußt? Man sagt dir eine gewisse Neigung zur Esoterik nach …
von Goisern: Mir ist das Wort „esoterisch“ schon immer ein bissl komisch eingefahren. Wenn, dann bin ich es eher weniger als früher. Wenn man zweieinhalb Jahre lang mit Tibetern zusammenarbeitet und in einem Land, das für seine Mystik bekannt ist, eine CD produziert, dann kommt man ziemlich auf den Boden runter. Im Grunde herrscht dort nur eine ganz spezifische Kultur des Aberglaubens, sehr viel daran ist nur Folklore.Warum singst du immer noch ausschließlich im Dialekt, obwohl du dich so sehr auf andere Kulturen einläßt?
von Goisern:Hochdeutsch halte ich für unsingbar. Es ist soviel Pathos in der deutschen Sprache durch die harten Konsonanten. Dürrenmatt sagte, das Hochdeutsch ist die Vatersprache und der Dialekt ist die Muttersprache. In erster Linie fühle ich mich als Musiker. Musik ohne Text geht einfach tiefer. Ich kann mir nicht vorstellen, Texte zu singen, die jemand anderer gemacht hat. In der Filmwelt hast du dich nicht nur mit dem Soundtrack zu „Schlafes Bruder“ etabliert, sondern auch als Schauspieler. Wirst du weitere Rollen spielen?
von Goisern: Ich bin eigentlich kein Schauspieler, aber ich würde gerne wieder in einem Film mitspielen. Wenn ich in eine Rolle das einbinden kann, was ich bin. Meine Rolle in der „Hölleisengretl“, wo ich einen durchtriebenen Knecht spielte, widersprach mir schon sehr.
Rita Neumaier
Sechs Jahre ist es her, seit sich Hubert von Goisern auf dem Gipfel seines Erfolges mit den „Alpinkatzen“ von seinem Publikum verabschiedete. Filmmusik wollte er machen, reisen und schauspielern. Als Musiker trat er mit zwei exotischen Alben in Erscheinung, die seine früheren Fans eher befremdlich fanden. Nach den Experimenten mit tibetischen und afrikanischen Musikern wendet sich Hubert von Goisern auf seinem neuen Album „Fön“ wieder einer bodenständigen Musiktradition zu. Mit krachledernen Alpinrocknummern á la „Hiatamadl“ ist es dennoch vorbei: Jazz, Blues und Reggae bestimmen den neuen, melodischen Sound des eigensinnigen Ösis.
city.mag: Zur Präsentation deines neuen Albums hast du die Journalisten auf den Berg steigen lassen. Warum müssen die Leute mit dir immer wieder „auffi“?
von Goisern:Wir sind schon mit „Aufspielen statt Niederschiaß’n“ auf den Berg gegangen. Damals haben wir gelobt, dass wir wieder auf den Berg steigen, wenn wir mit dem Album Gold machen. Diesem Eid folge ich immer noch.
city.mag: Glaubst du, dass deine Musik inmitten der Bergwelt eine andere Wirkung hat?
von Goisern: Eher nicht. Mir kam es bei den ersten Klängen selbst ein wenig eigenartig vor: Da hast du auf einer Seite Gletscher und auf der anderen das weite Tal und du hörst eine Musik, die im technischen Umfeld eines Studios entstanden ist. Aber alle haben eine Stunde lang nur der Musik zugehört, ohne zu reden.
city.mag: Mit dem Titel deines neuen Albums ist ja wohl jene Art von Fallwind gemeint, die aus den Bergen kommt. Die Schreibweise deutet allerdings auf etwas anderes hin …
von Goisern: Mir gefällt es einfach, dass gerade so ein Chaos in der deutschen Rechtschreibung herrscht. Da habe ich mir gedacht, jetzt kann ich endlich machen, was ich will. Mir gefiel das Wort ohne „h“ einfach viel besser, ich finde es ästhetischer. Ich bin im Moment sowieso dafür, jeden Schnörkel wegzulassen und mag keine Verzierungen, die die Sicht aufs Wesentliche verstellen. Die Aussage eines Wortes ist wesentlicher als seine Schreibweise.
city.mag: Hat das auch etwas mit der Musik zu tun, die du heute machst?
von Goisern: Ja, das Wesentliche ist es, den wahren Kern der Dinge zu spüren. Wenn ich komponiere oder Musik mache, läuft sehr viel übers Unterbewusstsein. Da muss ich dann ab und zu zurücktreten und mir anschauen, wie es wirkt – wie ein Maler.
city.mag: Was glaubst du, wie „Fön“ bei dem Publikum ankommt, das die Alpinkatzen schätzte?
von Goisern: Ich weiß nicht, wie es den Leuten heute mit meiner Musik geht. Es sind ja doch sechs Jahre vergangen, und es ist einiges passiert – wie zum Beispiel die Tibet- und die „Gombe“-CD. Ich hoffe, es erwartet niemand von mir, dass ich wieder zurückgehe und dasselbe mache wie früher. Ich weiss nicht, wie es mir gehen wird, wenn mein Publikum im Konzert nach den alten Sachen ruft. Ich hab aber auch früher schon manchmal mit Leuten im Publikum gestritten, die das „Hiatmadl“ aus dem Radio kannten und glaubten, so würde das ganze Konzert laufen. Wem nicht gefällt, was ich heute mache, der soll halt nicht ins Konzert gehen. Wenn man sich nicht verändert, ist man eh schon gestorben.
city.mag: Heißt das, dass du in deinen Konzerten nur noch Neues bringen willst?
von Goisern: Ich vertraue auf die neuen Lieder, auf die neue Band und meine eigene Lust, zu musizieren und darauf, dass ich damit die Leute so packen kann, dass sie mich so nehmen, wie ich bin. Jemand, der „Inexil“ und „Gombe“ kennt, der müßte eigentlich froh sein über die Musik, die ich auf „Fön“ mache. Wäre dieses Album mit deiner früheren Band, den Alpinkatzen, nicht möglich gewesen?
von Goisern: Ich habe mir Leute gesucht, deren Art des Spielens mich faszinierte. Das war genau die Bereicherung, die ich haben wollte für die Musik, die ich jetzt machen möchte. Diese Musiker kommen nicht so sehr aus einer Rock-Tradition wie die Alpinkatzen. Ich wäre wohl immer noch anfällig dafür, mit den Alpinkatzen in alte Gewohnheiten zurückzufallen. Da wären wir in Nullkommanix wieder dort, wo wir aufgehört haben: bei einer rockigen Umsetzung. Dieses rein rockige, sehr kraftvolle, wo man jedes Problem mit Energie löst, wollte ich aber nicht mehr.
city.mag: Es geht viel um Beziehungen und Frauen in deinen neuen Texten. Beschäftigt dich das mehr als früher?
von Goisern: Wenn ich komponiere, habe ich nicht das Gefühl, dass ich irgend etwas dazu tue. Die Klänge kommen einfach, es entwickelt sich von selbst. Manchmal kommen auch ein Satz und die Melodie auf einmal daher, in einem Guss. Andererseits komme ich auch über einen Rhythmus oder eine Melodie in eine Geschichte hinein. Und zwischenmenschliche Beziehungen sind halt das Intensivste, was es gibt. Das kann man mit keinem Berggipfel vergleichen, die ja auch sehr schön sind.
city.mag: Hat dich die Spiritualität der Tibeter beeinflußt? Man sagt dir eine gewisse Neigung zur Esoterik nach …
von Goisern: Mir ist das Wort „esoterisch“ schon immer ein bissl komisch eingefahren. Wenn, dann bin ich es eher weniger als früher. Wenn man zweieinhalb Jahre lang mit Tibetern zusammen arbeitet und in einem Land, das für seine Mystik bekannt ist, eine CD produziert, dann kommt man ziemlich auf den Boden runter. Im Grunde herrscht dort nur eine ganz spezifische Kultur des Aberglaubens, sehr viel daran ist nur Folklore.
city.mag: Warum singst du immer noch ausschließlich im Dialekt, obwohl du dich so sehr auf andere Kulturen einlässt?
von Goisern: Hochdeutsch halte ich für unsingbar. Es ist soviel Pathos in der deutschen Sprache durch die harten Konsonanten. Dürrenmatt sagte, Hochdeutsch ist die Vatersprache und der Dialekt die Muttersprache. In erster Linie fühle ich mich als Musiker. Musik ohne Text geht einfach tiefer. Ich kann mir nicht vorstellen, Texte zu singen, die jemand anderer gemacht hat.
city.mag: In der Filmwelt hast du dich nicht nur mit dem Soundtrack zu „Schlafes Bruder“ etabliert, sondern auch als Schauspieler. Wirst du weitere Rollen spielen?
von Goisern: Ich bin eigentlich kein Schauspieler, aber ich würde gerne wieder in einem Film mitspielen – wenn ich in eine Rolle das einbinden kann, was ich bin. Meine Rolle in der „Hölleisengretl“, wo ich einen durchtriebenen Knecht spielte, widersprach mir schon sehr.
Interview: Rita Neumaier
kn präsentiert?!!!
12. 3. Liederhalle, Stuttgart
13. 3. Baadener Landhalle, Karlsruhe
18. 3. Stadthalle, Aschaffenburg
19. 3. E-Werk, Köln
20. 3. Zeche Carl, Essen
21. 3. Pavillon, Hannover
22. 3. Markthalle, Hamburg
25. 3. Passionskirche, Berlin
30. 3. Hugenottenhalle, Neu-Isenburg
18. + 19. 4. Circus Krone, München