Huey Lewis
In den 80er Jahren waren Huey Lewis & The News der Inbegriff des schnörkellosen Rock’n’Roll. Ihre Platten verkauften sich millionenfach. In den 90ern wurde es immer ruhiger um die Gruppe. Im Herbst wollen Huey & Co. nach sechsjähriger Albumpause eine neue Platte veröffentlichen. Zunächst touren sie aber durch Deutschland.
city.mag: Huey, viele Fans haben gar nicht mehr mit einem Lebenszeichen von euch gerechnet. Immerhin gab es seit 1994 kein Album mehr.
Huey Lewis: Ich kann die Leute beruhigen: Unsere neue CD ist fertig. Sie ist stark vom R&B geprägt. Die Scheibe ist eine Referenz an die 50er Jahre.
city.mag: Mit dieser Musik dürftet ihr es schwer haben, euch auf dem US-Markt gegen die neue Generation der Rockbands durchzusetzen.
Lewis: Mir ist durchaus bewusst, dass die Bands immer jünger werden. Was soll ein alter Recke wie ich dagegenhalten? Meine Songs haben im Radio gegen Limp Bizkit keine Chance. Ich habe mir gesagt: Wenn deine Songs sowieso nicht im Radio gespielt werden, kannst du auch die Musik machen, von der du wirklich überzeugt bist. Darum ist unser neues Werk eher altmodisch ausgefallen. Aber ich lese gern Interviews mit Bands wie Korn. Die Jungs erzählen großartige Sachen. Ich finde auch ihre Shows und Videos fantastisch. Sie verstehen es, die visuelle Seite der Musik geschickt zu nutzen. Aber mit ihren Stücken kann ich nichts anfangen.
city.mag: Moment mal, ihr wusstet doch das Medium Fernsehen auch für euch zu nutzen. In den 80er Jahren liefen eure Clips ständig bei MTV.
Lewis: Videos waren schon damals ein Muss. Aber wir haben es immer vermieden, unsere Songs eins zu eins in Bilder umzusetzen. Zu einem traurigen Lied haben wir ein albernes Video gedreht. Dieses Konzept kam gut an.
city.mag: Stimmt. Habt ihr keine Angst, an eure alten Erfolge nicht mal annähernd anknüpfen zu können?
Lewis: Nein. Wenn der kommerzielle Erfolg für uns ausschlaggebend wäre, hätte wir die Band längst aufgelöst. Außerdem spiele ich lieber in kleinen Clubs als in riesigen Hallen. Da ist der Sound besser. Aber trotzdem: Wir würden auch zu einem großen Stadion nicht nein sagen …
Interview: Dagmar Leischow