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„HUMANiSE“ von HAAi: Eine Maschine mit Herzschlag

HAAi steht dynamisch/tanzend vor einem blauen Hintergrund. Sie trägt eine Wollmütze und eine karierte Winterjacke.
HAAi veröffentlich ihr verletzliches Album „HUMANiSE“. (Foto: Sophie Webster)

HAAi lässt Herzen von Elektrofans höher schlagen. Mit ihrem neuen Album „HUMANiSE“ verwandelt die australische Produzentin und DJ den Dancefloor in einen Ort der Begegnungen – trotz einer Menge Maschinen.

HAAi hat mit ihrem neuen Album ein Stück Future-Elektro-Pop gebaut, das voller Glitch, Bass und purer Emotion vibriert. Inmitten von Auto-Tune-Schleifen, digitalen Breaks und flirrenden Synths schlägt ein echtes Herz, das warm und verletzlich ist. „I kept thinking about a machine with a human heart“, sagt HAAi selbst. Und genau das spürt man in jeder Note: „HUMANiSE“ ist kein kaltes Techno-Konstrukt, sondern ein pulsierender Beweis für Nähe im digitalen Rauschen.

Von der Tanzfläche zur Connection

Teneil Throssell, aka HAAi, ist eine australische Produzentin und DJ, die besonders in der Londoner Elektro-Szene Techno-Herzen höher schlagen lässt. Auch international feiert sie Erfolge. Die mehr als 100 DJ-Sets auf fünf Kontinenten im letzten Jahr sprechen für sich. Auf „HUMANiSE“ wechselt sie nun den Fokus: weg vom reinen Rave-Moment, hin zu dem, was dazwischen passiert – Blickkontakt im Strobo-Licht, eine Berührung im Nebel, das Gefühl, gesehen zu werden. Der Klub wird hier nicht als Eskapismus erzählt, sondern als safe space, als Ort, an dem man echt sein darf: queer, wild, sensibel, alles gleichzeitig. Nach der erfolgreichen Kollaboration mit Fred again.. und Romy auf „Lights Out“ fand HAAi ihre Stimme. Die Arbeit mit Samples und dem eigenen Gesang brachte sie wieder zurück zu sich selbst. Throssells Vocals stehen auf „HUMANiSE“ klar im Fokus, sie sind glasklar und emotional und schlussendlich das menschliche Element, das den maschinellen Beat erdet.

Techno-Pop mit Sci-Fi-Vibes 

Klanglich schwebt „HUMANiSE“ im Kosmos zwischen futuristischem Electro, Pop und Sci-Fi-Romantik. Jeder Track wirkt wie ein eigenes kleines System aus glitchy Texturen und leuchtenden Synth-Schichten. Das eröffnende „Satellite“ (feat. Jon Hopkins, Obi Franky, ILĀ und Trans Voices) ist ein Statement: „I’ll be here when you need me – it’s okay, you can call. I’ll be your satellite.“ Der Song fasst das Album perfekt zusammen mit der Message, sich gegenseitig aufzufangen in einer sich entfernenden Welt. „Shapeshift“ mit Rapper KAM-BU bringt Energie in die Mitte des Albums, voller verzerrte Stimmen und sirenenartige Synths. Es ist ein Klub-Hit mit Haltung, denn es geht um Veränderung und Befreiung von gesellschaftlichen Käfigen. Die Zeile „No love for cages“ ist ein lauter, queerer und stolzer Aufschrei nach Freiheit. „Voices“ wiederum beobachtet das Leben draußen, in einer Nacht voll Fremder, in der sich innere und äußere Stimmen überlagern. Euphorie und Unsicherheit tanzen nebeneinander.

Das Herz von HUMANiSE

 Am emotionalsten wird „HUMANiSE“ im letzten Drittel. Das Titelstück „Humanise“ ist minimalistisch, fast roh. Man hört nur HAAi, einen Puls, ihre Stimme – „I’m only human.“ Danach folgt mit „Rushing“ und „New Euphoria“ (feat. Alexis Taylor und Trans Voices) eine Rückkehr zur Gemeinschaft. Chöre verschmelzen, Stimmen überlagern sich und werden zu Texturen. Es klingt, als würde man alle seine Freunde gleichzeitig umarmen. Den Abschluss bildet „HQ“ (feat. Kaiden Ford), mit einer Collage aus Spoken Word, alten Voicemails und Erinnerungen, die verschmelzen. Ford reflektiert: „HQ was all we knew/it was the only place we called home.“ Ein bittersüßer Reminder daran, warum wir überhaupt feiern: um uns nah zu fühlen, um nicht allein zu sein. Es ist das emotionale Zentrum des Albums. Wie ein Nachhausekommen, an einen Ort für alle, die sich einsam oder anders fühlen.

HAAi erinnert an das, was zählt

Heute, wo alles immer schneller, lauter und kälter wird, ist „HUMANiSE“ ein sanft pochender Beweis dafür, dass Verbindung unsere Stärke bleibt. HAAi schafft es, zwischen kaltem Maschinenklang und echtem Herzschlag eine Brücke zu bauen, zu einer Welt, in der Technik nicht trennt, sondern Nähe möglich macht. HAAi verbindet Klubkultur mit emotionaler Tiefe und gibt als queere Künstlerin marginalisierten Stimmen einen Raum und formt den Klub zum Ort der Vielfalt. Elektronische Musik und Feiern gehen werden oft als Eskapismus genutzt. Auf „HUMANiSE“ ändert die Künstlerin die Herangehensweise, von Flucht zu Begegnungen. HAAi erinnert uns daran, dass in digitaler werdenden Zeiten die Distanz mit menschlichen Verbindungen geschlossen werden muss. Am Ende lässt „HUMANiSE“ uns in einer warmen, euphorischen Schwebe zurück. Dort, wo wir erinnert werden, dass nichts wichtiger ist als Familie, Freundschaft und Zusammenhalt.

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