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Katarina Huss: Zwischen Korpsgeist und Emanzipation

Die neue Krimisiere „Huss – Verbrechen am Fjord“ des ZDF zeigt die Ambitionen und Schwierigkeiten einer Polizeianwärterin in Göteborg.

Katarina Huss ist 25 und Polizeianwärterin in Göteborg. Die von Karin Franz Körlof in ihrer Neugier, schnellen Auffassungsgabe und oft auch übereifrigen Neigung zu Alleingängen subtil gespielte Hauptfigur der Serie „Huss – Verbrechen am Fjord“ muss sich in einer noch immer von Männern dominierten Polizei durchsetzen. Daran ändert auch nichts, dass Katarinas Mutter Irene Huss die stellvertretende Chefin der Polizeistation ist, im Gegenteil: Irene Huss hat ihre Finger mit im Spiel, als ihre Tochter für einen Fall zur Mordkommission abbeordert wird. Die Protektion fliegt auf, und die Polizeianwärterin muss sich vor der Truppe bekennen. Sie distanziert sich von ihrer Mutter.

„Huss – Verbrechen am Fjord“ steht ab sofort in der ZDF-Mediathek und wird ab dem 2. 5. immer sonntags um 22.15 Uhr linear im ZDF ausgestrahlt. Die Serie ist einerseits ein Krimi, andererseits ist der Fünfteiler von Regiseur Jörgen Bergmark („Kommissar Beck“) deutlich als Emanzipationsgeschichte inszeniert. Ruhig richtet sich die Kamera immer wieder auf das Gesicht der Protagonistin, genauso unaufdringlich verfolgt sie deren Blick und deutet so an, wie Katarina Huss ermittet, wie sie ihre Schlüsse zieht und wie sie schon auch mal Fehler macht. Dabei vergisst die Geschichte nie das Umfeld. Übergriffige männliche Ausbildungskollegen mit paternalistischem Auftreten, ein neuer Ausbildungschef, der den Korpsgeist über alles stellt und latent korrupt ist, und eine Kollegin, die aufgrund der Belastungen schon recht schnell das Handtuch wirft, sind nur drei Beispiele dafür, welche Nebenstränge bereits die erste Folge des Fünfteilers nicht nur anreißt, sondern immer auch mit der nötigen Detailtiefe herausarbeitet. Im Zentrum der Handlung steht in der ersten Folge ein großangelegter illegaler Waffenschmuggel, der erst langam als solcher erkenntlich wird.

Beispielgebend für die psychologisch grenzwertige Belastung der Göteborger Polizei sind die der Serie vorangestellten Ausschreitungen im Rahmen des EU-Gipfels von 2001 in der Stadt. Damals wurden im Nachhinein massive Fehler der Polizei festgestellt, die überhaupt erst die Ausschreitungen eskalieren ließen. In der Serie liegt der Fokus bis zum Ende der ersten Folge darauf, welche psychologischen Folgen die Randale für die Polizisten hatten. Da „Huss – Verbrechen am Fjord“ sich ansonsten die Zeit nimmt und den Willen demonstriert, auch Handlanger der organisierten Kriminalität in ihrem prekären privaten Umfeld zu zeigen und so Ambivalenz in deren Charakterzeichnung zu bringen, bleibt zu hoffen, dass auch die Fehler der Polizei bei den Ausschreitungen im Lauf der weiteren Handlung aufgearbeitet werden. jw

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