„Hysteria“ im Kino: Geburt des Thrillers aus der Lüge
Er war der Gesprächsstoff bei der Berlinale und errang dort internationale Anerkennung. Jetzt startet das Thrillerdrama „Hysteria“ des Regisseurs Mehmet Akif Büyükatalay mit Devrim Lingnau in der Hauptrolle in den Kinos.
Elif ist zweite Regieassistentin eines Dokumentarfilms über die rassistischen Morde von Solingen aus dem Jahr Jahr 1993. Als sie beim Regisseur übernachten darf, führt der Verlust des Wohnungsschlüssels zu einer Kettenreaktion an Ereignissen. „Hysteria“ läuft jetzt in den Kinos.
Regisseur Mehmet Akif Büyükatalay („Oray“) hat mit „Hysteria“ einen beklemmenden Thriller über Rassismus, Klassismus und Identitätspolitik gedreht, und die Folgen sind Einbruch, Diebstahl digitale Überwachung und Existenzvernichtung. Doch der Reihe nach: Bei den letzten Drehtagen zu einem Dokumentarfilm über die rassistischen Morden von Solingen 1993 kommt es zu einer Koranverbrennung, die der Regisseur Ygit (Serkan Kaya, „Pärchenabend“, „Der Pfau“) veranlasste. Das führt kurz vor Drehende zu schweren Kontroversen, die von aus einem Wohnheim für Geflüchtete rekrutierten Laiendarstellern ausgehen. Sie konfrontieren Ygit, der ebenfalls migrantischen Hintergrund hat mit Vorwürfen, selbst rassistisch zu sein. Die Regieassistentin Elif (Devrim Lingnau, „Maria Reiche“, „Die Kaiserin“) kriegt das zunächst auch mit, aber nur am Rande. Als sie jedoch den Schlüssel zur Wohnung von Ygit, wo sie nach Drehende übernachten darf, verliert und nicht lange danach das Drehmaterial aus der Wohnung verschwindet, schaukelt sich gegenseitiges Misstrauen noch, verstärkt durch Lügen von Seiten Elifs, die sich zunehmend in ihren Unwahrheiten regelrecht verstrickt. Irgendwann aber bemerkt sie, dass sie mit ihren Lügen gar nicht mal unbedingt im Zentrum der Handlung steht, denn es werden ganz andere Vorwürfe ausgesprochen. Regisseur Mehmet Akif Büyükatalays Thriller kommt komplett ohne richtigen Höhepunkt aus, vielmehr lebt er von der ständig lebendigen Drohung durch eine nie klar definierbare Gefahr. Unschuldige Menschen gibt es in dieser Konstellation schon gar nicht.