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Ian McCulloch: Echo & The Bunnymen

Er war die Stimme der 80er-Helden Echo & The Bunnymen. Vor seinem Solo-Konzert traf das citymag Ian McCulloch zu einem hochprozentigen Gespräch über Fußball.

Ian McCulloch passt ins elegante Hamburger Literaturhaus-Cafe wie ein englischer Fussball-Proll ins edle Harrod’s-Kaufhaus. Die Sonnenbrille verdeckt die Spuren der letzten Nacht; McCulloch war auf St. Pauli, was ihn nicht vom Cognacschwenken abhält. McCullochs davon befeuerter Fluchschwall auf Bono, Salman Rushdie, die Manic Street Preachers und andere Berühmtheiten erweckt das Unwohlsein des FAZ–Lesers am Nachbartisch. McCulloch ist ein Mann aus dem Volk, er trinkt, grölt, lacht, hat absolut keine Lust, über seine Musik zu reden. Und er liebt und lebt Fussball. Liverpool ist sein Team, Hamann und Babbel sind okay, nur Christian Ziege ist für ihn eine „horrible cunt“. McCulloch hat jetzt das Thema des Tages gefunden, während er seinen Cognac einem 180 Grad-Schwenktest unterzieht. „Wir stellen ein All-Star-Team auf“, befiehlt er, wühlt begeistert in seiner Fantasie. Im Tor Harry Houdini, der kann den Ball wegzaubern. „Arafat, wir brauchen den Scheiß-Yassir!“, schreit McCulloch. „Mit dem Bart und alles, der passt doch geil zu Saddam.“

Jetzt nimmt McCulloch gar keine Gefangenen mehr. „Die werden unsere Bartfraktion, ey, der Arafat sieht voll bescheuert aus mit diesem Wuchs im Gesicht.“ FAZ-Mann guckt, als könne er nicht glauben, was er da hört. Stalin und Gaddafi komplettieren die Abwehr, während das defensive Mittelfeld mit Rasputin, Churchill, Napoleon und Louis Armstrong besetzt wird. In der Offensive setzt McCulloch natürlich auf Größenwahn und Angriffslust: Hitler und Dschingis Khan. „Wir brauchen einen Schiedsrichter“, meint McCulloch, jetzt besessen von der Idee, diese Mannschaft an der Liverpooler Anfield Road auflaufen zu sehen. Klar: Kofi Annan. Auf der Ersatzbank nehmen Platz: Judas, Jack the Ripper, Attila, Freud und Frankenstein. McCulloch ist zufrieden, krakelt sich die Aufstellung ab und bestellt noch einen Cognac. „Jetzt müssen wir noch“, gluckst er euphorisch, „die gegnerische Mannschaft aufstellen“. Der FAZ-Mann Mann guckt, als hätte McCulloch die Hosen runtergelassen. Und geht.

Volker Sievert

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