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Illegal 2001

Wartet‘s nur ab: Illegal 2001 werden schon noch die Pur des hohen Nordens. Laßt sie nur erst mal alle Kinder kriegen, wie Sänger Thomas Lötzsch es vorgemacht hat; dann werden sie dem Vatersein huldigen und ihren Liebsten mehrfach ewige Treue schwören. Fiete, Thomas, Stefan, Jens und Fred treffen mit ihrem Mix aus Schmuserock und Mitgröl-Partyknallern zielsicher den kleinsten gemeinsamen Nenner. Aus Jungs werden Männer – wer zuhören möchte, wie dufte, trinkfeste Kumpels ihr goldenes Herz entdecken: Bitteschön, „Frisch“ (Universal) bietet eine Stunde Lebensfreude mit Musikbegleitung.

KULTUR!NEWS: Thomas, ich habe den Eindruck, eure Themenwahl – von „Du hast Geburtstag“ bis „Ich liebe dich“ – ist fast schon eine Dienstleistung. Das sind alles sehr generelle Sachen …

Thomas Lötzsch: Man sucht ja immer nach Themen, die es noch nicht gibt und die die Leute eventuell brauchen. An Geburtagsliedern gibt es ja nicht so viele. Das ist eine Nummer, die sich tatsächlich auch jüngere Leute wünschen können für Freunde, die Geburtstag haben im Radio … Das könnte eventuell ein Evergreen werden.

K!N: Auf der sogenannten „Tour de Test“ habt Ihr die neuen Songs im Vorfeld vom Publikum auf Albumtauglichkeit prüfen lassen. Was ist dabei herausgekommen?

Thomas Lötzsch: Wir sind vorher davon ausgegangen, daß eher die lustigen Sachen den Leuten gefallen würden, aber das hat sich ganz umgedreht. Je gefühlvoller, desto besser. Auf jeden Fall sind wir sehr froh, daß kein Stück durchgefallen ist; wir konnten alle übernehmen.

K!N: Bei euren Konzert wird schließlich auch nicht nur mitgegrölt, sondern es werden auch kräftig Feuerzeuge geschwenkt …

Thomas Lötzsch: Das muß auch so sein. Alles andere wäre ziemlich einseitig. Und als Band wäre das auch zu langweilig. Eine emotionale Achterbahn, das trifft den Kern der Sache ganz gut – man ist ja auch nicht nur gut drauf, man hat durchaus mal seine schlechten Tage. Menschen, die nach außen hin lustig sind, sind oft gerade die, die sich viele Gedanken machen und im Innersten doch eher traurig sind. Ich persönlich bin nicht nur lustig, aber ich bin gern lustig.

K!N: Hat es euch anfangs überrascht, daß beachtlich viele Menschen eure eigenen Emotionen teilen?

Thomas Lötzsch: Das sind ja keine sonderbaren Stimmungen, die nur Einzelne betreffen, sondern die jeder Mensch hat, eben Sachen, die die Leute beschäftigen: Trennungsschmerz, Verliebtsein, Freude, Feiern – das Leben einfach in seinen ganzen Facetten. Aber wir hätten natürlich nicht gedacht, daß das so läuft, wie es eben gekommen ist. Denn wir haben ja in einer Zeit angefangen, deutschsprachige Musik zu machen, als wirklich niemand deutschsprachige Musik gemacht hat. Bei uns im Norden gab‘s höchstens die eine oder andere Bluesband, die auf deutsch gesungen hat; aber deutschsprachige Popmusik war völlig verpönt.

K!N: Als echte Holsteiner muß ich euch das fragen: Von welchen geografischen Punkt fangt Ihr an, als norddeutsche Kuriositäten zu gelten?

Thomas Lötzsch: „Norddeutsche Kuriositäten“ – gut, das ist so eine Bezeichnung, weil es natürlich schwer ist, eine Band, die Balladen gemacht hat, aber auch Songs wie „Nie wieder Alkohol“ und „Dosenbier“ in eine Schublade reinzupacken. Sind sie eine deutsche Popband, oder sind sie Deutschrock, oder blödeln die da nur rum … Es ging 1994 los, daß wir als das verstanden wurden, was uns eigentlich ausmacht. Da durften wir im Vorprogramm von Pur die Open-air-Saison bestreiten. Da haben uns viele Leute kennengelernt. Die Jungs von Pur haben für ihren Erfolg ja auch hart gearbeitet. Ich habe großen Respekt vor ihnen: Die sind wirklich 16 Jahre lang unter spartanischen Bedingungen durch Deutschland getourt – hunderte von Auftritten vor zum Teil leeren Häusern. Für eine richtige Band geht das auch gar nicht anders. Man lebt als Musiker natürlich immer von der Hoffnung, daß ein Lied ein Hit werden könnte, aber es bleibt dabei: Man muß sich sein Publikum hart erarbeiten. Das machen wir schließlich auch seit fünf Jahren.

Interview: Rolf von der Reith

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