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In Extremo

Mittelalterliche Texte und Gewänder, rollendes „r“, bratzende Gitarren. IN EXTREMOs Musik ragt aus der deutschen Musikszene heraus wie Blümchen in Roskilde, und wird auch gerne mal falsch aufgefasst. Schlagzeuger Rainer Morgenstern versucht im Gespräch mit kulturnews das Bild vom Teutonenrocker zu korrigieren.

kulturnews: Wie kommt man dazu, die Art von Musik zu machen, die ihr macht? Schließlich ist das nicht gerade Mainstream…

Rainer Morgenstern: Überhaupt nicht. Ich bin 1992 auf einem Mittelater-Markt aufgetreten. Das hat mich begeistert, das war eine echte musikalische Erweiterung. Da habe ich dann Gleichgesinnte getroffen. Ein paar Jahre später sind dann noch Leute aus meiner alten Band dazugestoßen. Das Interesse an mittelalterlicher Musik war bei mir immer schon riesengroß. Das Filigrane, das Ehrliche und die Architektur haben mich fasziniert. Wenn man mal in eine Burg reingeht, das ist großartig. Dann kommt man mit dem Auto an einem Plattenbau vorbei, dann fällt dir dazu nichts mehr ein. Architektur 6.

kulturnews: Kritiker monieren, ihr seid wie Rammstein, zu düster, zu humorlos, zu teutonisch …

Morgenstern: Typisches Schubladendenken. Musik ist in erster Linie dazu da, gute Laune zu verbreiten. Wenn wir überhaupt eine Message haben, dann die. Wenn man genau hinhört, merkt man, wie ironisch das alles gemeint ist. Ein Wort wie „Teutonenrock“ schreibt doch einer vom anderen ab. Was genau damit gemeint ist, weiß keiner. Von so einem Scheiß wie sich auf der Bühne Blut ins Gesicht zu schmieren distanzieren wir uns absolut.

kulturnews: Habt ihr Angst, mißverstanden zu werden mit Texten wie „Es regnet Blut“?

Morgenstern: Nein, denn wir tun ja nichts unrechtes. Ich finde es traurig, wie Bands runtergemacht werden wegen irgendwelchen politischen Dingen. Klar, es ist traurig genug, daß es Bands gibt, die einen Kerl, der Millionen von Menschen auf dem Gewissen hat, glorifizieren. Ich finde es auch sehr traurig, daß das einzige politische Statement von mir nur sein kann, daß ich nie wieder wählen gehe. Eine Regierung, die zuläßt, daß Neonazis aufmarschieren dürfen, kann ich nicht mehr wählen. Politik ist mir im Grunde scheißegal.

Interview: Volker Sievert

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