Ingvar Ambjørnsen: Aus dem Feuer
Kognak, Koks und Kaviar: Der (fiktive) Bestsellerautor Alexander Irgens ist der gefeierte Star der norwegischen Krimiszene. Sein Leben findet hauptsächlich in der Blase der Sekt- und Häppchengesellschaft von Verlagspartys und Lesereisen statt. Und mit seiner Hardboiled-Figur Stig Hammer bedient er perfekt das Erfolgsmodell, dass sein Verlag im umkämpften Buchmarkt in den schwarzen Zahlen hält. Gerade erscheint der sechste Band der Serie, eine TV-Serie ist erfolgreich angelaufen. Dass sein Privatleben dabei den Bach runtergeht und seine Frau ihn verlässt, ist dem egomanen Irgens zunehmend gleichgültig. Moralisch und menschlich hat er längst den Bezug zur Realität verloren, Scham- und Schuldgefühle hält er mit Selbsttäuschung in Schach. Als seine Geliebte einen zudringlichen Fan zusammenschlägt und auch der Stieg-Hammer-Darsteller plötzlich verschwindet, stellt ein Journalist sich die Frage, ob Irgens dahinter steckt. Und so wird die Verleihung eines Krimipreises für Irgens schließlich zum Spießrutenlauf. Ingvar Ambjørnsen – selbst ein norwegischer Krimi- und Bestsellerautor, der in Deutschland lebt – spart bei seiner süffisanten Satire nicht mit Seitenhieben auf den Literaturbetrieb und seine Krimikollegen. Denn gerade die Gier der norwegischen Buchbranche, Kapital aus dem Boom der skandinavischen Krimiszene zu ziehen, nimmt immer groteskere Formen an. Auf der Suche nach dem neuen Nesbø oder dem norwegischen Stieg Larson, nutzen dort die Verlage ihre eigenen Buchladenketten und bilden Kartelle, um Markt und Presse bestmöglich auf einige wenige Autoren auszurichten. Der Verlust der Angebotsvielfalt wird dem schnellen Profit zuliebe leichtfertig in Kauf genommen. Und so liest sich der Niedergang des Alexander Irgens wie ein realitätsnaher Krimi, der genüsslich humorvoll die Horsd’œuvres der Verlagsbranche mit Blut bespritzt.