James Dearden
Der Autor des Skriptes von „Eine verhängnisvolle Affäre“ hatte sich schon fast gänzlich aufs Drehbuchschreiben verlegt, aber für die Geschichte von Nick Leeson machte er eine Ausnahme. Und aus der Geschichte des Angestellten der englischen Barings Bank, der in Singapur bei riskanten Börsengeschäften driestellige Millionenbeiträge in den Sand setzte, seine Bank in den Konkurs und den Weltmarkt in eine Krise trieb, machte er ein Lehrstück über Menschen, Markt und Mächte. „High Speed Money“ mit Ewan McGregor in der Hauptrolle startet am 2. 12.
city.mag: Mr. Dearden, wie kommt es, daß man aus dem Thema Investment-Banking einen faszinierenden Film machen kann? Liegt es daran, daß Erfolg den Erfolgreichen attraktiv macht?
James Dearden: Also, mich interessiert mehr der Mißerfolg. Es heißt ja, wenn alles andere nicht mehr hilft, kann man immer noch durch einen spektakulären Fehler berühmt werden. Und ich glaube, das stimmt: Die großen historischen Fehlleistungen stechen noch mehr heraus als die großen Erfolge. Und Leeson hat wirklich in großem Stil versagt.
city.mag: So eine Geschichte macht die Beteiligten überlebensgroß. Sie haben Nick Leeson persönlich getroffen. War das eine Enttäuschung?
Dearden: Nein, ich fand es vielmehr interessant, daß er so normal war, weder brilliant noch böse – einfach ein ganz normaler Typ in einem Job, der zuviel für ihn war und der eine Heidenangst hatte, daß herauskommen würde, daß er bei weitem nicht so klasse ist, wie seine Chefs dachten.
city.mag: Das ist dem Filmemachen ja nicht ganz unähnlich …
Dearden: Oh ja, ein fertiger Film ist immer ein Sieg der Hoffnung über die Realität.
city.mag: Hat Ihr neuerworbenes Expertenwissen Sie verleitet, selbst an der Börse zu spekulieren?
Dearden: Nein, dazu interessiert es mich nicht genug, viel Geld zu verdienen. Ich sehe das Filmen auch nicht als Mittel, um reich zu werden. Man muß ja froh sein, wenn man bei einem solchen Projekt, das kein Blockbuster ist, mit Nullverlust herauskommt. Ich möchte auch heute, wo man in das Filmgeschäft wie in jede andere Branche zur Geldvermehrung investiert, nicht ganz vergessen, daß Filme auch einmal eine Kunstform waren.
Interview. Rolf von der Reith