Jami Attenberg: Saint Mazie
Sie wollte immer nur frei sein, verbrachte ihr Leben aber dennoch in einer winzigen Zelle. Was Mazie Gordon nicht daran hinderte, zur Legende zu werden. Jami Attenberg hat sich das Leben dieser beeindruckend unkonventionellen Frau vorgenommen und daraus einen Roman voller Wucht und Stärke, aber auch voller Traurigkeit geformt. Wer der jungen Mazie in den Straßen und Kneipen der New Yorker Bowery begegnete, der blickte einem lebenslustigen, dem Alkohol nicht abgeneigten Mädchen in die Augen oder wahlweise ins Dekolleté, das die Nächte zum Tage machte und sich vom Leben nahm, was es kriegen konnte. Jahre später konnte man dieser Frau entweder vor ihre Kinokassen-Zelle gegenübertreten, in der sie bis zu 13 Stunden täglich Karten verkaufte, oder man stolperte nachts über sie, wenn sie den Obdachlosen Mäntel, Seife und Brot vorbeibrachte. Wie aus dem jungen Hüpfer die wohltätige „Queen der Bowery“ werden konnte, erzählt dieses Buch mit sensibel ausgewählten Tagebuchpassagen, Augenzeugenberichten und einer wunderbar nonchalanten Erzählweise, die die nicht gerade einfache Lebensgeschichte von Saint Mazie überhaupt erst lesbar macht. Jami Attenberg ließ sich von einem Zeitungsporträt aus den 1940ern inspirieren, in dem Mazie in den buntesten Farben beschrieben wurde – ihr Roman geht jedoch viel weiter und beschreibt aus der Innensicht, wie Mazie, deren Leben andere wohl als unerträglich bezeichnen würden, sich mit der Schönheit der kleinen Dinge behilft und durch ihr großes Herz das Leben zahlloser New Yorker beeinflusste. Ein Denkmal, errichtet mit schriftstellerischer Finesse.