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Jan Bauer: Der salzige Fluß

Katharsis im Nirgendwo: Infolge einiger persönlicher Krisen flüchtet sich der Illustrator und Trickfilmmacher Jan Bauer in die unwirtliche Einöde des australischen Kontinents, um sich mit sich selbst zu konfrontieren, die Seele zu entrümpeln und in der Einsamkeit der Wildnis frei von Abstraktionen und Entfremdung den Tag Tag sein zu lassen. Bald schließt sich ihm die junge Französin Morgane an, und zusammen wandern die beiden durch wunderbar atmosphärische Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die den geläufigen Reisebürobildern des Outbacks einen neuartigen Zauber verpassen, so dass es wie vergessenes Land wirkt, das mit der Reise in die eigene Innerlichkeit, die Bauer anstrebt, zu korrespondieren scheint.

Im Angesicht der aufgeweckten Reisepartnerin, zu der er sich mehr und mehr hingezogen fühlt, sacken Bauers Selbstfindungspläne und all die „großen Fragen vor großer Kulisse“ jedoch rasch in sich zusammen, um dem sattsam bekannten Spiel um Anziehung und Abstoßung Platz zu machen, bis er sich mit der Frage konfrontiert sieht, ob das Glück nicht doch etwas ist, das von außen – „durch die Berührung einer verwandten Seele“ – an das immerzu hadernde Selbst herangetragen wird. Seine Schlichtheit und Ehrlichkeit, ohne aufgesetzte Wendungen und erzwungenes Pathos und abseits großen philosophischen Erkenntnisdrucks machen dabei den Reiz dieses Buches aus. Da verzeiht man Bauer gerne, dass er zum Ende hin dann doch mit der ein oder anderen Weisheit aufwartet, die allzu sehr nach Kühlschrank-Pin-Up klingt. (mwe)

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