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Jan Plewka, Stoppel, Marco / Zinoba

Mit Stephan „Stoppel“ Eggert (Drums) und Marco Schmedtje (Gitarre) hat Ex-Selig Sänger Jan Plewka wieder eine wild rockende Band zusammen. Ihre Club-Tour im April bietet vielleicht die letzte Chance, sie im kleineren Rahmen zu sehen.

kulturnews: Jan, obwohl du längere Zeit weg vom Fenster warst, erkennt man dich auf der Straße immer noch. Ist das nicht gruselig, niemals mehr in der Öffentlichkeit privat sein zu können, wenn man einmal prominent war?

Plewka: Mir ist das echt egal. Damals bei Selig ging das los, dass kleine Mädchen hinter mir her liefen und mir ihre Tagebücher schenken wollten. Das war nervig. Oder das es Leute im Treppenhaus gab, die mit dir jammen wollten. Aber wenn man halt im Fernsehen ist und in der Öffentlichkeit, ist das klar, dass Leute das aufregend finden.

kulturnews: Gehst du denn durch die Stadt im Bewusstsein, erkannt zu werden? Hast du dafür ein spezielles Gesicht?

Plewka: Am entspanntesten ist man, wenn man bei sich bleibt. Und wenn man mal scheiße aussieht, sieht man eben scheiße aus. Zwischen 20 und 27 war das anders.

kulturnews: Du hast dich ja damals im Streit von Selig getrennt, wo Stoppel Drummer war. Wie hast du dich mit ihm wieder versöhnt?

Plewka: Das ging ganz schnell. Stoppel hat mich in Stockholm besucht, und wir haben ein Wochenende lang gesabbelt, gezecht und die Karten auf den Tisch gelegt. Wir sind im Reinen.

kulturnews: Was offenbar auch musikalisch gilt. Das Debüt eurer gemeinsamen Band Zinoba klingt nach Selig – also nach einer Flucht in die glorreiche Vergangenheit.

Plewka: Wenn Stoppel und ich zusammen Musik machen, spielen wir eben das, was wir können: normale, leichtsinnige Rockmusik. Und das könnten wir jetzt acht Platten lang so weiter machen.

kulturnews: Seit dem Ende von Selig klafft im Deutschrock-Genre ja auch ein gewisses Loch.

Plewka: Ja, finde ich auch. Wurde versucht zu füllen mit dit und dat. Deshalb ist Zinoba eigentlich konkurrenzlos. Ich versuche halt nicht zu sagen, der Tisch ist grün, sondern labere solange drumherum, bis sich im Ohr des Betrachters der Tisch grün färbt. Und wenn ein Satz dabei ist, der das Wesen, das Herz trifft und einem Menschen ein gutes Gefühl gibt: Dann ist der Text gut.

kulturnews: Vor einigen Monaten gab es einen Rio-Reiser-Tribute-Sampler. Warum warst du als bewährter Rio-Interpret nicht dabei?

Plewka: Wusste ich nicht. Aber wir wurden damals angerufen, ob wir nicht auf Rio Reisers Beerdigung spielen wollen. Da hätte ich gespielt, aber es ging nicht.

kulturnew: Warum nicht?

Plewka: … Weil wir segeln waren … War schon lange geplant. Das war echt der düsterste Törn, den ich je gemacht habe. Das Wetter war schlecht, ich hatte mein „Keine Macht für niemand“-T-Shirt an und war mies gelaunt.

kulturnews: In einem Stück singst du „Wenn du tust, was du willst, ja, dann tu es gut“. Ist ja ein guter Tipp, aber schwer umzusetzen. Wann hast du zum letzten Mal dagegen verstoßen?

Plewka: Heute. Ich habe mich ganz fürchterlich von Anna, meiner Lebensgefährtin, verabschiedet. Da hätte man ein bisschen netter sein können.

kulturnews: Hast du angerufen??

Plewka: Nee. Es gibt ja so Tage.

Interview: Matthias Wagner

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