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Jennifer Batten

Jennifer Batten

Daß Jennifer Batten 1987 unter 100 erstklassigen Gitarristen ausgewählt wurde, um Michael Jackson auf seiner eineinhalbjährigen „Bad-World-Tour“ zu begleiten, war damals eine Sensation. Klar, daß sie nun auch an der Seite von Jeff Beck bestehen kann.

K!N: Jennifer, gibt es in der Musikbranche Vorurteile gegenüber Frauen?

Jennifer Batten: Oh ja, viele Insider sind erstaunt, daß eine Frau überhaupt so Gitarre spielen kann. Einige Gitarristen waren der festen Überzeugung, meine erstes Solo-Album könne nur von einem Mann gespielt worden sein. Einerseits frage ich mich zwar, warum an den weiblichen Fähigkeiten gezweifelt wird, andererseits kann ich diese Vorurteile auch verstehen.

K!N: Wieso – spielen Frauen schlechter?

Batten: Nein, aber ich ertappe mich bei gleichen Verhaltensweisen. Beobachte ich eine Band, in der eine Frau mitspielt, fokussiere ich nur sie. Frauen sind einfach seltener auf Bühnen zu sehen und werden deswegen musikalisch kritischer beurteilt.

K!N: Wie lange hast du gebraucht, um dagegen resistent zu werden?

Batten: Zehntausende von Stunden. Ich habe als Kind mit einer halben Stunde angefangen und später phasenweise bis zu zwölf Stunden am Tag gespielt. Zeitweilig hatte ich sogar Probleme mit den Sehnen, heute bekomme ich wegen der hohen Belastung zwischen den Konzerten Fingermassagen.

K!N: Und die gibt dir dann Michael Jackson? Oder ist er doch nicht so durchgeknallt?

Batten: (lacht) Ich würde nicht sagen, er sei durchgeknallt. Aber als lebende Legende führt er eben ein völlig anderes Leben. Jeder will etwas von seiner Energie, von seinem Mythos als Mensch und Musiker. Es ist eher eine spirituelle Geschichte, warum er zwischen Sechs und Sechzig alle begeistert. Michael hat soviel erlebt, daß er sich vielleicht deswegen so abschotten muß. Ich bekomme nicht ein Tausendstel seiner Aufmerksamkeit.

K!N: Aber ein Teil der Aufmerksamkeit bei einem Gig gilt doch auch dir?

Batten: Das stimmt. Es ist natürlich fantastisch, vor 50 000 Leuten zwei Soli spielen zu können. In „Black and White“ und „Beat it“.

K!N: In „Beat it“ nutzt du van Halens Two-Hand-Tapping Technik. Was soll denn der Laie darunter verstehen?

Batten: Normalerweise spielt man am Gitarrenhals mit einer Hand die Akkorde, mit der anderen streicht man mit dem Plektron über die Saiten. Beim Two-Hand-Tapping sind beide Hände am Gitarrenhals. Bei mir jedenfalls, denn kaum einer beherrscht diese Technik mit acht Fingern. Allerdings muß man immer sehr genau hinschauen, was für das Publikum weniger spektakulär aussieht.

K!N: Ist es dir wichtig, anderen deine virtuosen Fähigkeiten weiterzugeben?

Batten: Ja, ich gebe Seminare am renommierten Guitar Institute of Technology und habe bereits ein Buch geschrieben. Natürlich verdiene ich damit auch Geld, aber vornehmlich macht es eine Menge Spaß, Kids zu unterrichten und Feedback zu bekommen.

K!N: Was kommt nach der History-Tour?

Batten: Ich muß konsequent meine eigenen Sachen machen. Ich will unbedingt einen Bus kaufen, um mit meiner Band durch die USA und Kanada zu touren, nächsten Sommer dann hoffentlich durch Europa. Das ist zwar noch eine lange Zeit, aber ich hoffe, man hat mich bis dahin nicht vergessen.

Interview: Tine Wollmann, Malte Siegert

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