Jenny Hval: The Practice of Love
So eingängig und anschmiegsam mag man Jenny Hval nie zuvor gehört haben – doch hält sie mit den Texten dagegen.
Jenny Hval geht stets dahin, wo es weh tut, doch mit ihrem neuen Album erschafft sich die norwegische Performancekünstlerin und Musikerin einen Schutzraum. Wenn sie das Wesen der Liebe ergründen will, geht es ihr natürlich um alternative Konzepte, die sich nicht dem gesellschaftlichen Mainstream beugen und nach Verbindungen und Empathie unter den Andersdenkenden streben. Da ist es nur folgerichtig, dass sie sich für „The Practice of Love“ Verstärkung gesucht hat, um im Verbund mit den Stimmen von Vivian Wang, Laura Jean Englert und Félicia Atkinson über die Vernetzungsmöglichkeiten von Künstlerinnen nachzudenken. „I wanted to give the feeling of being apart from the world a mystical, but beautiful place, meaning pop song“, kommentiert Haval und baut mit Synthesizerflächen und fröhlichen Beats eine vermeintliche Leichtigkeit. So eingängig und anschmiegsam wie etwa bei der Single „Ashes to ashes“ oder „Six red Cannas“ mag man Jenny Hval nie zuvor gehört haben, doch hält sie mit den Texten dagegen. „The Practice of Love“ ist von Valie Exports gleichnamigen Film aus dem Jahr 1985 inspiriert, und Hval lässt sich bei ihrem gedichtartigen Songtexten keinesfalls einlullen. Sie ist bereit, für ihr Konzept von Liebe zu kämpfen: „Put two fingers in the earth, I am digging my own own grave, in the honeypop, ashes to ashes, dust to dust.“