Jetzt auf DVD: „Persischstunden“
In Vadim Perelmans Drama über einen Gefangenen der Nazis, der sich als Persischübersetzer ausgibt, spielt Lars Eidinger mal wieder alle an die Wand.
1942, im von den Nazis besetzten Frankreich: Der jüdische Belgier Gilles (Nahuel Pérez Biscayart) entgeht der Hinrichtung durch die SS, indem er behauptet, er sei der Perser Reza. Ein anderer Gefangener hatte ihm kurz zuvor gegen ein Stück Brot ein Buch auf Farsi gegeben. So glaubt man ihm – auch der Küchenchef des Durchgangslagers, in das Gilles gebracht wird, denn der sucht schon lange einen Perser: Hauptsturmführer – Name ist Programm! – Karl Koch (Lars Eidinger) möchte nach dem Krieg in Teheran ein Restaurant eröffnen und will von Reza/Gilles Farsi lernen. Um zu überleben, muss sich Gilles jeden Tag Fantasiewörter ausdenken, die er Koch beibringen kann …
Eidinger spielt alle an die Wand
Der ukrainischstämmige Regisseur Vadim Perelman machte aus einem Hörspiel von Michael Kohlhaase ein Drama, das sich nicht auf den unmenschlichen Druck auf Gilles oder das Duell der beiden Männer im wortwörtlichen Ringen um einen gemeinsame Sprache konzentriert. Es verliert sich in überflüssigen Nazi-Nebenfiguren und Storyzutaten, die gleichermaßen konventionell und unglaubwürdig wirken (wie eigentlich die gesamte Prämisse des Films). Wobei ein mögliches Wortduell zwischen Gilles und Koch auch ein Ungleiches wäre: Theater- und Filmstar Eidinger spielt Biscayart und alle anderen Darsteller*innen so dermaßen an die Wand, dass hier keine Spannung aufkommen würde.
Dass Sprache nicht nur Leben zerstören kann, wenn es die falsche ist – die jüdische oder eine erfundene –, sondern auch das Überleben in der Hölle ermöglicht, wenn man Sprache richtig zu benutzen weiß: Dieser faszinierende linguale Aspekt findet in der Erzählung des Films nicht genügend Raum.