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Jim Beard: Bescheiden präsentiert sich der Jazzer Jim Beard und verweist auf die “Großen“ der Zunft

Bescheiden präsentiert sich der Jazzer Jim Beard und verweist auf die “Großen“ der Zunft. Dabei hat er Musiker wie Pat Metheny oder John Scofield produziert oder für sie professionell in die Tasten gegriffen. Die eigenen Jazz-Kompositionen auf seinem nunmehr dritten Solo-Album “Truly“ deuten an, daß er selbst ein “Großer“ werden könnte.

K!N: Jim, du bist schon so lange im Geschäft, aber deinen Namen kennt man eher nicht.

Jim Beard: Da ich viel mit anderen Musikern arbeite, bleibt nicht viel Zeit für Solo Geschichten. Erst kürzlich hat Wayne Shorter mich gebeten im Frühjahr eine Platte mit ihm aufzunehmen. Da kann ich doch nicht nein sagen. Er ist einer der letzten Mohikaner für mich. Verglichen mit einem klassischen Musiker, ist es eine Möglichkeit mit Bach zu spielen, wäre er von den Toten auferstanden.

K!N: Auch ein Bach muß einen würdigen Nachfolger haben.

Jim: (lacht) Warte mein neues Album ab. Here I am.

K!N: Du zitierst gerne Duke Ellington. “Es gibt zwei Arten von Musik- gute und schlechte.“ Was ist deine Definition?

Jim: Gute Musik muß eine Balance haben. Sie muß dich gefühlsmäßig berühren, dich stimulieren, sie muß reich und voll sein. Sie ist nicht zwei,- sondern dreidimensional, wobei ganz schlechte Musik nur eindimensional ist. Wird allerdings ein gutes Stück von schlechten Musikern interpretiert, dann ist es schlecht.

K!N: In welche Kategorie ordnest du deine Musik ein?

Jim: All die großen Musiker geben ihr Leben für ihre Musik. Das versuche ich auch. Beurteilen müssen es allerdings die anderen.

K!N: Du hast Jazz studiert. Macht das deine Musik besser?

Jim: Die letzten acht Jahre meines Lebens habe ich versucht zu vergessen, daß ich jemals studiert habe. Was dir nach dem Studium bleibt, ist ein Werkzeug. Um gute Musik zu machen, mußt du lernen dieses Werkzeug richtig einzusetzen. Meine Kompositionen kommen ganz einfach aus dem Bedürfnis heraus zu komponieren, obwohl ich das nie studiert habe. Ich versuche Dinge zu realisieren, die ich in meinem Kopf höre.

K!N: Hast du als Musiker eine besonders sensible akustische Wahrnehmung?

Jim: Ich denke schon. Es ist wie eine beherrschende Kraft. Es hat mich Jahre des Trainings gekostet, und plötzlich besaß ich die Fähigkeit gewisse Dinge zu hören und mich selbst zu korrigieren. Das war eines der einschneidensten Erlebnisse während meines Studiums.

K!N: Ist diese Fähigkeit wichtig für die kritische Selbsteinschätzung?

Jim: Man muß lernen so zu hören, als wäre man jemand anderes. Manche Musiker sind selbst so fasziniert von ihrer Musik, daß sie die einzigen sind, die sie mögen.

K!N: Wie stehst du dem momentanen Trend des HipHop-Jazz gegenüber.?

Jim: Ich will nicht die Zukunft voraussagen. Aber der Acid- Jazz Trend ist rückläufig. Man muß nur das Musikgeschäft verfolgen. Wir haben reinen Akkustik- Jazz, elektronischen Jazz, Fusion, World-Musik, Ethnik. Was kann man denn noch kombinieren? Vielleicht schwedisches Jodeln mit japanischen Gesängen? Ich würde es begrüssen, käme der Jazz zu seiner alten Form zurück: als ehrliche, reine Musik.

Interview: Tine Wollmann, Malte Siegert

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