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Joel Schumacher

Nach den gefloppten „Batman“-Filmen tat Joel Schumacher, was viele Regisseure nach Mißerfolgen tun: Er drehte einen kleinen, feinen Film. kulturnews traf den freundlichen Herrn Schumacher zum Start von „Flawless“.

kulturnews: Herr Schumacher, Sie sind nicht gerade als gefühlsdusseliger Regisseur bekannt. Nun haben Sie mit „Flawless“ einen durch und durch emotionalen Film gedreht. Wie kommt das?

Joel Schumacher: Der Film hat einen persönlichen Hintergrund. Ein Freund erlitt eine Reihe von Schlaganfällen. Das veränderte nicht nur sein Leben, sondern auch das von allen, die er kannte. Im Gegenteil zu Krebs oder Aids ist ein Schlaganfall selten tödlich. Die meisten Opfer werden zu Überlebenden, und müssen mit der Situation klarkommen. Mein Freund nahm Gesangsstunden zur Regeneration, und daher kam teilweise die Idee. In den Film sind natürlich meine Ansichten und Gefühle eingefloßen. Der andere Einfluß waren all die Menschen, dir mir in den Jahren über den Weg gelaufen sind. Ich habe alles, reingetan, was da ist: Das Gute, das Böse, das Häßliche, das Hübsche. Und hoffentlich auch ein paar Wahrheiten.

kulturnews: Sie mögen provokante Themen: Lynchjustiz in „Die Jury“, Amoklauf in „Falling down“, Pornographie in „8mm“, nun ein homophober Krüppel und eine drag queen. Warum sind ihre Filme so politisch?

Schumacher: Wie kann man leben, und nicht politisch sein? Ich mag keine falsche Harmonie, ich mache gerne Ärger. Es gibt so viele Filme, die wie starke Beruhigungsmittel sind. Da macht es einfach Spaß, Sachen durcheinander zu bringen. Die Mehrheit der Filme sollte stören und verstören. Sehen Sie es so: Sie gehen in eine Kunstladen, und es hängen überall nur schöne Bilder. Da möchte man sich doch am liebsten übergeben. Viele Menschen stehen auf schöne Bilder, und das verdamme ich auch nicht. Aber ein bißchen mehr schwarz tut selbst rosa gut.

kulturnews: Sie glauben, Sie können die Leute ändern, wenn Sie ihnen düstere Filme vorsetzen?

Schumacher: Nein. Filme sind nicht wichtig genug. Es ist mir egal, ob die Leute die politische Seite eines Filmes sehen, oder nicht. Wenn sie nur zwei Typen sehen, die sie zum Lachen oder zum Weinen bringen, ist das toll. Falls sie doch mehr darin sehen, umso besser. Letztendlich läuft alles doch auf Entertainment hinaus. Und das ist eine großartige Sache.

Interview: Volker Sievert

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