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John Cusack

John Cusack liebt Underdogs und ungewöhnliche Helden. Er verabscheut Ruhm und Hollywoods Dutzendware. Die Grisham-Verfilmung „Das Urteil – Jeder ist käuflich“ ist Traumfabrikware mit Stars. Was hat der meinungsstarke Mime da verloren? Er sucht einen Plattform für seinen politischen Standpunkt. Gegen die Waffenlobby. Gegen George W. Bush. Gegen die Rache. Für Wesley Clark.

kulturnews: John, sind Sie jemals mit dem Gesetz in Schwierigkeiten gekommen?

John Cusack: Mit 21 war ich mit der Band Fishbone befreundet. Die waren ziemlich revolutionär damals in den späten 80er Jahren. Ich hatte vergessen, einen Strafzettel für Geschwindigkeitsübertretung zu zahlen. Wir fuhren in einem schnellen Auto und wurden angehalten. Die Typen hatten alle Irokesenschnitte, und ich trug eine alte Lederjacke. Und als die Cops in den Computer schauten, entdeckten sie meinen unbezahlten Strafzettel und legten mir Handschellen an. Ich war ein paar Stunden im Gefängnis, bis jemand die Kaution zahlte.

kulturnews: Im Film verbringen Sie viel Zeit damit, Ihre Rache zu planen. Was halten Sie Vergeltung?

Cusack: Ich versuche schlimme Dinge, die mir einer antut, lieber schnell zu vergessen. Das frisst dich sonst auf. Ich habe ein gutes Gedächtnis und vergesse nichts, aber Rache zu üben ist verschwendete Energie,

kulturnews: Gene Hackman spielte eine Figur, illegal die Geschworenen und damit das Urteil beeinflusst. Gibt es solche Leute?

Cusack: Klar! Erinnern Sie sich nur an die Präsidentschaftswahl und die Florida-Wahlzettel! (lacht) Ich bin überzeugt, dass alles im Buch und im Film auf Fakten beruht.

kulturnews: Die amerikanischen Waffengesetze sind das zentrale Thema des Films. Wo stehen Sie in dieser Diskussion?

Cusack: Michael Moore hat es in „Bowling for Columbine“ am besten gesagt. Lose Waffengesetze sind der Grund für sinnlose Gewalt. Die Amerikaner, die so für Waffenbesitz sind, verstecken sich hinter der Konstitution und einer völlig falschen Auslegung des zweiten Verfassungspunktes, der jedem Amerikaner das Recht einräumt, Waffen zu besitzen. Wesley Clark hat kürzlich dazu das interessanteste Statement gemacht, das ich je gehört habe. Er sagte: Wenn du eine Schusswaffe haben willst, dann habe ich den richtigen Ort für dich – das US-Militär. Dort lehren wir dich sogar, wie du damit umgehst. Es gibt keinen Grund, warum es unter dem Vorwand des Jagens oder des Selbstschutzes in den Privathäusern von Zivilbürgern Schusswaffen geben sollte

. Das führt nur zu Irrsinn.

kulturnews: Konservative Politiker schieben Hollywood die Schuld für die hohe Gewaltrate in die Schuhe. Was halten Sie davon?

Cusack: Es stimmt, dass es verdammt viele Filme, TV-Shows und Videospiele gibt, in denen die Gewalt keine Folgen für den Täter hat. Viele Kinder leben in der Illusion, dass auch sie ungestraft alles tun können, was sie wollen. Aber ohne Zugang zu einer Waffe kann trotzdem kein Kind zum Verbrecher werden. Also ist diese Argumentation Unsinn.

kulturnews: Die Filme, TV-Serien und Videospiele werden in Dutzende andere Ländern verkauft und dort explodiert die Mordrate nicht im Gleichklang mit den Häusern in einem Actionfilm …

Cusack: Ja, aber leider lassen Amerikaner dieses Argument nicht gelten, denn wir sind ja die besten und einzigen und wissen alles besser.

kulturnews: Sind Sie politisch aktiv?

Cusack: Für die richtigen Dinge ja. Manchmal ist es nur ein Film, den ich machen will, weil er den richtigen Standpunkt vertritt, manchmal ist es mehr. Dann gehe ich auch an die Öffentlichkeit damit. Nur will ich nie den Eindruck erwecken als würde ich nur für mich selbst Werbung machen.

kulturnews: Gibt es derzeit ein politisches Thema für das Sie eintreten?

Cusack: Ja, ich bin für jeden, der gegen Bush ist. Für jeden!

kulturnews: Welcher demokratische Kandidat ist für Sie eine Alternative?

Cusack: Wesley Clark, keine Frage. Ich habe den Eindruck, dass er wirklich meint, was er sagt. Und er sagt das Richtige.

Interview: Elisabeth Sereda

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