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Brexit auf dem Sportplatz: John le Carrés neuer Roman „Federball“

John le Carré hat seinen neuen Thriller „Federball“ veröffentlicht.

John le Carré ist ein Meister der Spannung. In seinem neuen Roman „Federball“ geht es um Sport und Spionage – aber auch um den Brexit.

Thriller-Altmeister John le Carré ist zurück: In seinem neuen Buch „Federball“ geht es um Spionage, Intrigen und Macht – aber auch um Sport und die eine oder andere politische Debatte.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nat, der nach dem Ende seiner Karriere als „Quellenführer“ im Auslandsdienst, nach London zurückkehrt und seinen Karriereausklang als Vereinsmeister in einem Badminton-Club fristet. Dort begegnet er eines Tages dem aus dem nichts aufgetauchten Ed, der ihn zu einem Match herausfordert. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Sportfreundschaft, die aber bei einem Bier auch gerne mal über die Zeit auf dem Spielfeld hinaus verlängert wird. Erst später fängt Nat an sich zu fragen, warum der junge Mann, der sich anfänglich etwas kryptisch als Rechercheur ausgab, ein so großes Interesse an ihm hatte.

Wie für le Carré typisch, entsteht die Spannung weniger durch Action als durch vorsoglich durchdachte und gut geplante Handlungen der Protagonisten. Es sind nicht die schießenden Agenten, sondern die am Geschäftstisch verhandelnden Frauen und Männer in adretten Anzügen, die die Handlung vorantreiben. Besonders auffällig ist in „Federball“ zudem die politische Dimension, die le Carré seinem Buch einverleibt.

Die Figuren in le Carrés neuem Thriller machen keinen Hehl daraus, was sie von der aktuellen politischen Lage halten: Sie schimpfen auf den Brexit, bezeichnen ihn als  „beschissenes Chaos“ und prophezeien die Abhängigkeit Großbritanniens vom amerikanischen Präsidenten, wenn nicht „jemand mit Eiern in der Hose“ endlich etwas unternimmt.

Le Carré selbst hat sich derweil längst zu den politischen Entwicklungen seines Heimatlandes geäußert, wenn auch etwas weniger drastisch als die Figuren in seinem Buch. Über Premierminister Boris Johnson sagte er, dass er „von denselben Impulsen wie Trump angetrieben“ werde und sofort gestoppt werden müsse. Anders als seine Figuren ist le Carré aber im Falle eines Brexits für das Schlimmste gewappnet – er hat sicherheitshalber einen irischen Pass beantragt.

John le Carré Federball

Ullstein, 2019, 352 S., 24€

Das Buch könnt ihr hier bei Amazon bestellen.

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