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Joint Venture

Joint Venture

Zwei Kölner Liedermacher mit nicht ganz so braven Texten wie Reinhard Mey

K!N: Götz, beim Betrachten des idyllischen Küchen-Stillebens auf dem Cover Eurer neuen CD drängt sich die Frage auf: Joint Venture spielen wie Flasche leer?

Götz Widmann: Wir verlieren wenigstens nicht jedesmal, wenn wir spielen. Und manchmal sind wir voll, manchmal leer, wie ganz normale Flaschen eben.

Kleinti Simon: Ich möchte bitte nicht mit Strunz verglichen werden! Überhaupt stehen wir mehr auf die 60er als auf die Bayern.

K!N: Seit 1993 predigt Ihr frei nach Diogenes die Philosophie der Leistungsverweigerung bei gleichzeitiger Einschränkung der Bedürfnisse. Der Titel Eurer vierten CD lautet „Ich brauch Personal“. Das ist aber doch ein ziemlich gehobenes Bedürfnis?!

Götz: Hat aber viel mit Leistungsverweigerung zu tun! Ist ja nur ein Stoßseufzer. Gerade hab ich wieder selbst aufgeräumt. Aber es ist unser Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen. Manchmal machen wir Tauschgeschäfte. Ein Kumpel hat mir die Wohnung renoviert, und ich hab ihm dafür ‚ne Hausarbeit geschrieben.

K!N: Worüber?

Götz: Über Drogen.

K!N: Ihr singt viel weniger über Drogen als früher, jetzt mehr über Themen wie Pinkeln im Sitzen, jungfräuliche Zeugung, Dylan-Nachrufe und den Papst.

Götz: Uns sind gerade keine guten Drogen-Lieder eingefallen. Für die nächste Platte haben wir wieder eins: „Eduard, der Haschisch-Hund“, da geht‘s um Eduard Lintner, den Drogen-Beauftragten. Mit dem haben wir schon bei Bärbel Schäfer gestritten. Wir waren die Vertreter der Legalisierungsbefürworter. Das war lustig und es gab für jeden 200 Mark.

K!N: Ihr macht provokative Texte – ist es nicht traurig, daß Ihr in einem Vorwort zur CD extra erklären müßt, daß alles gar nicht bös gemeint ist?

Götz: Manche wollen einen ja mißverstehen – und wir müßten es sonst jedem einzeln erklären.

K!N: Der Begriff Joint Venture ist ein bißchen aus der Mode gekommen…

Götz: Wir sehen es als unsere Aufgabe, ihn mit neuem Sinn zu füllen. Statt für einen Begriff aus der Wirtschaft steht er jetzt für Musik und Lyrik. (dor)

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