Käthe Lachmann
Käthe Lachmann hat gut lachen: Ihr Programm „Sitzriesen auf Wanderschaft“ gewann just den wichtigsten deutschen Preis für den Kabarettnachwuchs. Und das lag nicht an ihrem Nachnamen … citymag unterhielt sich mit der Hamburger Lachfachfrau.
citymag: Käthe, andere Comedians heißen Olm, Nuhr oder Lück; dein Name ist Lachmann. Neigst du zur Übertreibung?
Käthe Lachmann: Ja, tut mir Leid (lacht). Ich hab’ mir den Namen nicht ausgesucht, ich heiße einfach so. In Mixed-Shows werde ich oft mit „Nomen est omen“ angekündigt.
citymag: Du bekamst unlängst den Kabarett-Nachwuchspreis, bist aber eher Comedian. Kann man hier noch eine Grenze ziehen?
Lachmann: Das sollte man nicht mehr tun. Ich finde das doof. Im Fernsehen kommt unter dem Titel „Comedy“ sicher sehr viel Müll. Viele Leute denken, dass Comedy schnell dahingeklatschter Humor sei, wo nicht viel dahinter ist. Kabarettisten andererseits wollen immer ’ne Message rüberbringen. Ich finde es schade, dass man in Deutschland oft nicht einfach nur unterhalten kann. Andererseits gibt es Leute wie Erwin Grosche, die als Kabarettisten gelten, aber arbeiten wie Comedians. Die Grenzen zerlaufen immer mehr. Jetzt macht der Michael Mittermaier mal so einen richtig politischen Stand-up zwischendurch. Das finde ich super. Das muss so sein. Das muss zerlaufen.
citymag: Schadet schlechte TV-Comedy dem Genre?
Lachmann: Ja, „Hausmeister Krause“ oder „Freitagnacht News“, wo die Quotenfrau ein Dekolletee bis zum Bauchnabel hat und überhaupt nicht lustig ist: Das schadet. Die Leute denken, das sei Comedy.
citymag: Wann warst du denn erstmals verhaltensauffällig?
Lachmann: (lacht) Verhaltensauffällig? Ich weiß es nicht. Freunde haben mir gesagt, ich wäre schon immer so ein Kasper gewesen. Mir war das nicht klar, ich bin ein eher ruhiger, zurückhaltender Typ.
citymag: Bei vielen Comedians kann man sich nicht vorstellen, dass sie privat anders sind als auf der Bühne. Michael Mittermaier kann ich mir zum Beispiel nicht ruhig vorstellen.
Lachmann: Ehrlich? Der ist privat ganz ruhig.
citymag: Was passiert mit dir, sobald du auf der Bühne stehst?
Lachmann: Ich hab’ die Hosen an. Ich bin dann die Chefin, habe voll Lust darauf, den Leuten zu zeigen, was ich mir ausgedacht habe. Das ist ein so erhebendes Gefühl. Auf der Bühne bin ich fast immer überzeugt von dem, was ich tue. Im Leben nicht so.
citymag: Kann man das trennen?
Lachmann: Das sind die zwei Seiten, die ich habe. In Wirklichkeit kann man’s natürlich nicht trennen. Aber ich kann diese selbstbewusste, starke Seite auf der Bühne besser ausleben als im normalen Leben.
citymag: Was hältst du von britischem Humor?
Lachmann: Ich habe durch den Quatsch Comedy Club schon oft mit britischen Comedians gespielt. Die haben zum Teil einen Humor, der sehr unter die Gürtellinie geht. Richtig kernig ist der. Ich war neulich in London in einem Stand-up-Comedy-Club, da war nur „Fuck!“ und „Shit!“ – unglaublich, wie ein Rockkonzert. Die Leute haben getobt und unendlich viel Bier gesoffen. Da war richtiggehend Party-Alarm.
citymag: Wie ist deine Heimatstadt Hamburg im Vergleich dazu?
Lachmann: Gesittet.
citymag: Hamburg hat seit kurzem mit dem Polittbüro eine Kleinkunstbühne mehr. Bist du zufrieden mit dem Bühnenangebot?
Lachmann: Nein, für diese Riesenstadt ist das absolut nicht genug. Vor allem gibt es nicht diese kleinen Bühnen mit 100 Plätzen und Auftrittsmöglichkeiten für Leute von außerhalb. Insgesamt ist das ein Armutszeugnis. In Köln gibt es bestimmt 30 Bühnen.
citymag: Ich glaube nicht, dass es in Hamburg das Publikum für noch mehr Bühnen gibt.
Lachmann: Stimmt.
citymag: Kein Humor hier?
Lachmann: Doch, natürlich! Natürlich! (lacht)
Interview: Jürgen Wittner