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Karl Ove Knausgård mit „Der Morgenstern“ wieder auf der Bühne

Karl Ove Knausgård Deutsches Schauspielhaus
Szene aus „Der Morgenstern“ am Deutschen Schauspielhaus (Foto: Thomas Aurin)

In seinen autobiografischen Büchern ging es nur um ihn – in Karl Ove Knausgårds fiktionalem Buch geht es um uns alle. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg ist das jetzt wieder als Theaterstück zu sehen.

Der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård (*1968) ist für seinen erfolgreichen sechsbändigen, autobiografischen Romanzyklus bekannt, der mit „Sterben“ beginnt und mit dem Band „Kämpfen“ endet (der Originaltitel der Buchreihe wurde aus naheliegenden Gründen nicht ins Deutsche übernommen. Er lautet „Mein Kampf“ …). Mit diesen Büchern wurde Knausgård weltberühmt, seine ausufernde Prosa, die vor allem vom Alltag handelt, besitzt eine starke Sogwirkung, ist aber aufgrund ihrer Ichbezogenheit nicht für alle etwas. Sein fiktionaler Roman „Der Morgenstern“ von 2022 nimmt von Knausgård selber als Hauptperson Abstand – und kommt nun wieder auf die Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.

Karl Ove Knausgård: Die Ungewissheit und der Alltag

Um den Alltag geht es Karl Ove Knausgård im Auftakt zu seinem neuen Romanzyklus, der dieses Jahr schon mit „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ fortgesetzte wurde, aber immer noch: Am Himmel steht auf einmal ein neuer Stern – keine weiß, wie der Himmelskörper, der hell ist wie die Sonne und weiß wie der Mond, dahin kam, niemand hat ein Ahnung, was der neue Morgenstern bedeutet und was er langfristig für Folgen hat. Was  aber alle mitkriegen, das sind die unheimlichen Veränderungen: Tote erwachen wieder zum Leben, die Vögel klingen nicht mehr wie gewohnt, der Wald zieht die Menschen seltsam an. Klar ist: Ähnlich wie eine Pandemie oder die Klimakrise verunsichert der Stern die Gesellschaft in ihren Grundfesten, alles, was sicher war ist nun unsicher. Ist Gott im Spiel? Oder der Teufel? Bahnt sich das Ende an? Oder ein neuer Anfang? Oder ist das Eine auch das Andere? Das erinnert stark an Lars von Triers dystopischen Film „Melancholia“, in dem auch ein neuer Planet auftauchte – und die Erde zerstörte …

Dennoch – und hier trifft sich „Der Morgenstern“ mit der Knausgårds autobiografischem Romanzyklus – müssen die Menschen weiter ihren Alltag bestreiten, ähnlich wie sie es während Corona und jetzt mitten im Ukrainekrieg tun. Hier ist Knausgård wieder ganz bei sich selbst.

Am Deutschen Schauspielhaus führt Regisseur Viktor Bodo den multiperspektivischen Stil des Buchs mit seinen neun Erzählerinnen und Erzählern fort.

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