Kate Beckinsale
Was machen bildhübsche bleiche englische Schauspelerinnen eigentlich, wenn sie keine Jane-Austen-Kostümfilme machen? Sie drehen Vampir- und Monsterfilme. Na klar. Die bildhübsche bleiche Engländerin Kate Beckinsale legt sich gleich mit Dracula, Frankensteins Monster und dem Wolfmenschen an. Wenn’s weiter nichts ist …
_ulysses: „Van Helsing“ ist nach „Underworld“ bereits Ihr zweiter Gruselfilm in Folge. Reizt Sie der Nervenkitzel?
Kate Beckinsale: Das ist purer Zufall! Aber ich gebe zu, dass ich eine Schwäche für Actionfilme habe, in denen viel passiert. Die meisten Frauen lehnen das Genre total ab. Ich war schon als Mädchen ganz wild auf Bruce Willis in „Stirb langsam“ und Arnold Schwarzenegger in „Terminator“.
_ulysses: Sie scheinen die perfekte Frau für einen Mann zu sein …
Beckinsale: Zumindest habe ich den gleichen Filmgeschmack wie die Männer. Sportsendungen sehe ich mir aber trotzdem nicht an. Also doch nicht die perfekte Freundin!
_ulysses: Haben Sie eine Erklärung, warum Sie lieber Actionfilme als Liebesromanzen mögen?
Beckinsale: Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mit vier Brüdern groß geworden bin. Sie quälen mich noch heute, wenn sie mal wieder in der Zeitung lesen, dass man mich zu den schönsten Frauen zählt. Dann kommen Sprüche wie „Kannst du mir mal einen Kaffee bringen, oder bist du dafür schon zu hübsch?“ und „Wann kommt die Schönheitsqueen endlich aus dem Badezimmer?“. Das nervt!
_ulysses: Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie überdurchschnittlich gut aussehen?
Beckinsale: Bis zu meinem 14. Lebensjahr war ich alles andere als hübsch. Ich war ein blasses Ding und beneidete in der Schule alle Mädchen, die blond und begehrt waren. Für viele war ich einfach nur die hässliche Freundin. Das sitzt tief, weshalb es mich heute noch überrascht, wenn behauptet wird, ich sei eine schöne Frau.
_ulysses: Wären Sie lieber als Mann auf die Welt gekommen?
Beckinsale: Nein, ich bin ganz gern eine Frau, auch wenn ich Hände habe, die fast so groß wie die von einem Mann sind. Wenn ich für einen Film mit einer Waffe herumfuchteln muss, liegt sie mir immer gut im Griff. Ich kann sie auch schnell nachladen, was anderen Schauspielerinnen meistens große Probleme macht. Das hat nichts mit Talent zu tun, sondern mit Größe.
_ulysses: Was ist an Ihnen typisch weiblich?
Beckinsale: Das Schreiben. Ich habe schon in der Schule gern Kurzgeschichten geschrieben und jetzt wieder damit angefangen. Momentan bereite ich meinen ersten Roman vor. Ich werde aber nicht verraten, worum es in der Geschichte geht.
_ulysses: Sie haben eine fünfjährige Tochter. Wie haben Sie ihr erklärt, was Schauspielerei ist?
Beckinsale: So oft es ging, habe ich Lily mit zur Arbeit genommen. Als ich „Underworld“
drehte, war sie in einer Phase, in der sie Angst vor Ungeheuern hatte und nicht einschlafen konnte. Ich sagt: Du musst dich nicht fürchten. Deine Mama ist stark und killt am Set täglich Monster. Da war sie beruhigt.
_ulysses: Während der Dreharbeiten zu „Underworld“ haben Sie sich in den Regisseur Len Wiseman verliebt, für den Sie Lilys Vater Michael Sheen verlassen haben, der bei „Underworld“ auch mitspielte …
Beckinsale: Sicherlich, das wirft kein gutes Licht auf mich. Tatsache ist aber, dass ich mich mit Len das erste Mal erst nach dem Dreh richtig verabredet habe Die Trennung von Michael schmerzt, aber wir sind Freunde geblieben, telefonieren oft und kümmern uns um unsere Tochter.
_ulysses: Sie sind jetzt nach Los Angeles gezogen …
Beckinsale: Ja, weil ich mich gleich viel glücklicher fühle, wenn die Sonne scheint. Leider bin ich in L. A. ein bisschen aufgeschmissen, weil ich nicht Auto fahren kann. Von daher ist es vielleicht nicht die richtige Stadt für mich.
_ulysses: Sie können nicht Auto fahren?
Beckinsale: Doch, ich habe meinen Führerschein während der Schwangerschaft gemacht. Aber ich kann nur Automatik fahren, und leider haben wir bisher nur einen Wagen mit Gangschaltung.
Interveiw: Markus Tschiedert