Katharina Wackernagel
Nein, nein. Die deutsche Kopie von „Million Dollar Baby“ will „Die Boxerin“ nicht sein, dazu kämpft Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel, 27, zu wenig und redet zu viel. Auch mit _ulysses – über die Karriere, Gesangsauftritte mit ihrer Mutter und die Gestaltung von drei Monaten Urlaub.
_ulysses: Katharina, deine Filmfigur Johanna ist ständig am Rauchen und am Biersaufen aus Flaschen …
Katharina Wackernagel: Ja, ist aber da so in der Ecke, in Brandenburg, wo der Film spielt. Das ist nicht so die Latte-Macchiato-Gegend.
_ulysses: Was trinkst denn du?
Wackernagel: Bier mag ich überhaupt nicht leiden, lieber Sekt. In den Flaschen war Apfelschorle.
_ulysses: Du boxt allerdings wenig. Hattest du keine Lust?
Wackernagel: Ich habe schon gerne geboxt, aber das ist ja kein Film, der mit „Million Dollar Baby“, verglichen werden sollte, wo man sagt: Da boxt sich eine hoch zu den Weltmeistern. Das ist ja alles als Metapher gemeint: sich da rausboxen aus dem Leben auf dem Land. Alles im Leben der Joe ist mit Anecken und Rempeln verbunden.
_ulysses: Was verbindet dich mit ihr?
Wackernagel: Vordergründig erstmal wenig. Ich bin aus einem ganz anderen Elternhaus, bin schon als Kind immer sehr ernst genommen und unterstützt worden. Trotzdem kenne ich bockige Momente: Ich habe drei Brüder, bin das einzige Mädchen in der Familie.
_ulysses: Bei dir sah der Weg so ganz leicht aus. Du hast beschlossen, Schauspielerin zu werden, bekamst dann gleich die Hauptrolle in „Tanja“ und warst drin im Geschäft. War das wirklich so einfach?
Wackernagel: Ja und nein. Nach „Tanja“ kamen eine Weile nur tanja-artige Angebote. In die Sparte wollte ich aber nicht. Diese „natürliche, selbstbewusste junge Frau“-Abteilung sollte nicht meine Lebensaufgabe werden, deshalb hatte ich dann eine Zeit lang nicht viel zu tun, was ich beschissen fand.
_ulysses: Dann hast du es aber doch noch gut geschafft.
Wackernagel: Klar, man muss arbeiten, und ich hatte dann Glück. Deine Nase muss nach draußen, damit die Leute merken, wie man einen besetzen kann. Natürlich habe ich mich auch weiterentwickelt und gelernt. Ist auch gar nicht so, dass ich „Tanja“ missen oder verfluchen möchte. So eine Serie ist ein Supertraining, für mich war das die ideale Schauspielschule.
_ulysses: In den letzten 18 Monaten hast du gedreht: „Die Boxerin“, „Die Luftbrücke“, „Fünf-Sterne-Kerle inklusive“, „Schnee im Sommer“, „Das Leben des Heinrich Heine“, dann „Bloch“ und das Contergan-Drama „Eine einzige Tablette“. Ist das Tolle an deinem Job, dass du nie weißt, was als nächstes passiert? Oder nervt das?
Wackernagel: Meistens ist das ein bisschen … ja, doch, es ist spannend. Aber manchmal denke ich schon: Ich wüsste gerne, was auf mich zukommt. Ich wüsste gerne am Anfang des Jahres, ob ich mir den Urlaub jetzt erlauben kann, ob ich das eine Projekt annehmen soll oder ob noch ein besseres kommt. Einerseits musst du ständig auf Zack sein, andererseits furchtbar viel Geduld haben.
_ulysses: Singst du nur in der Karaoke-Szene im Film oder auch in echt?
Wackernagel: Auch in echt. Ich trete manchmal mit meiner Mutter auf, wir singen Chansons von Kreisler und so. Wir haben aber echt wenig Zeit.
_ulysses: Was würdest du machen, wenn du welche hättest?
Wackernagel: Wenn ich drei Monate Zeit hätte, würde ich nicht wegfahren, sondern mal viel Zeit am Stück mit meinen Freunden und in meinem Zuhause in Berlin verbringen. Ich würde einfach mal gern eine Weile da sein und kochen und zusammensitzen und quatschen. Außerdem bin ich überhaupt nicht mehr auf der Höhe, was kulturell so los ist. Ich müsste unbedingt mal wieder selbst ins Kino.
Interview: Steffen Rüth