Katherine Dunn: Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie
Ja, dieses Buch ist ein Familienroman. Und nein, mit normalen Familien hat dieses Buch so viel zu tun wie Veganer mit Spanferkelbraten. Die Binewskis sind eine Artistenfamilie, doch statt auf Clownsnummern oder Stunts am Trapez setzen die Eltern Al und Lil auf Freaks – Freaks, die sie durch die Einnahme von Drogencocktails während der Schwangerschaft selbst züchten. Da sind der Fischjunge Arturo, der statt Armen und Beinen Flossen hat, die siamesischen Zwillinge Electra und Iphigenia, die bucklige Albinozwergin Olympia sowie das Nesthäkchen Chick, der zu normal wirkte und ausgesetzt werden sollte, bis er sein telekinetisches Talent zeigte. Aquaboy Arturo ist der Star der Show – bis ihm in Chick Konkurrenz erwächst und Arty auf sehr radikale Weise reagiert. Jahrzehnte später bekommt es Zwergin Olympia mit einer Dame zu tun, die ein übersteigertes Interesse an missgebildeten Frauen zeigt, unter anderem an Olympias Tochter Miranda …
Katherine Dunn schuf 1989 mit ihrem Roman ein Manifest gegen optische Gleichschaltung und Normativdenken und stellt mit deftigen Worten und wunderbarem Wortwitz die ewige Frage: Was ist wirklich schön? Eine Satire auf den Schönheitskult, die aus guten Gründen zu den Lieblingsbüchern Kurt Kobains zählte. 25 Jahre hat es gedauert, jetzt endlich gibt es dieses Meisterwerk auch auf Deutsch. Lesen! (es)