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„Good to be“ von Keb‘ Mo‘: Ein Medizinmann für alles

Portraitfoto Kevin Moore alias Keb' Mo' mit Hut
(Foto: Jeremy Cowart)

Wenn es darum geht, die Welt zu retten, verlässt sich Keb’ Mo’ nicht allein auf Bluesrock und sein neues Album „Good to be“.

Kevin, 70 Jahre und kein bisschen leise – was treibt Keb’ Mo’ so den ganzen Tag?

Kevin Moore: Ich gehe jeden Morgen erst mal in die Muckibude und trainiere ein bisschen. Macht echt Spaß, wenn man sich erstmal aufgerafft hat. Und ich liebe es, mit meiner Frau und meinem Sohn abzuhängen. Aber irgendwie haben wir alle immer etwas zu tun – wir müssen uns zum gemeinsamen Abhängen richtig verabreden.

Dein neues Album versprüht richtig viel Spaß. Good vibes in bad times?

Moore: Alle meine Alben haben irgendwie den gleichen Ansatz: Sag die Wahrheit und hab Spaß dabei! Ich liebe es, Alben aufzunehmen, die zeigen, was das Leben so mit mir macht. Dabei bin ich alles andere als ein getriebener Musiker, der ständig mit etwas Neuem um die Ecke kommen muss. Ich lasse mich eher von meinen Gedanken und Emotionen treiben und versuche dabei, den Nerv möglichst vieler Menschen zu treffen.

Gibt es für dich einen Hit auf „Good to be“?

Moore: Mir gefällt der eine wie der andere Song, das ganze Album ist toll! Songs schreiben und sie spielen, das bringt mir all die Power, die ich brauche! Mir gefallen besonders der Sixties-Vibe, die R’n’B-Elemente und dieser Stil, den ich Folkfunk nenne.

Und dann gibt es da den „Medicine Man“, einen Song, in dem du von Corona über Trump und sozialen Problemen bis hin zu Umweltfragen irgendwie alles untergebracht hast. Reicht für den ganzen Mist ein einziger Medizinmann?

Moore: Ich glaube, dafür bräuchten wir eine ganze Legion von Medizinmännern. Und sie müssten die richtige Medizin mitbringen: Liebe, Verständnis, Optimismus, gegenseitiges Helfen. Und natürlich auch Impfstoffe.

Man kennt dich nicht nur als Musiker mit Botschaften, sondern auch als engagierten Menschen in sozialen und politischen Fragen. Was hast du da zurzeit auf dem Zettel?

Moore: Momentan finde ich den Kampf gegen den ganzen Plastikmüll am wichtigsten. Der Einsatz für eine einigermaßen saubere Umwelt ist mir wichtiger als politische Fragen, in denen es immer nur darum zu gehen scheint, wer Recht hat und wer nicht. Die Umwelt kann sich nicht wehren, also müssen wir ihr helfen.

Wenn du dich entscheiden müsstest, entweder nur noch zu singen oder ausschließlich Gitarre zu spielen – was würdest du wählen?

Moore: Ich würde nur noch Gitarre spielen, ganz klar. Dabei ist es gar nicht so, dass ich jeden Tag drei Stunden rumgniedele, um immer noch ein bisschen besser zu werden. Es ist mit der Gitarre vielmehr so wie mit dem Sport: Ich muss an mir arbeiten und brauche Disziplin. Dann macht es auch Spaß.

Bei euch in den USA läuft mittlerweile ja auch das Tourgeschäft wieder.

Moore: Ja, wir sind zurzeit wieder unterwegs. Aber ich will von jedem wissen: Wer bist du? Handelst du verantwortungsvoll? Bei uns sind nämlich auch jede Menge Impfverweigerer und Verschwörungstheoretiker unterwegs …

Neben der Musik arbeitest du auch immer wieder als Schauspieler. Läuft in der Richtung momentan etwas?

Moore: Tatsächlich machen wir für CBS gerade eine Serie, die „Be positive“ heißt. Ich bin da für die Musik verantwortlich. Das ist sozusagen mein wichtigster Nebenjob momentan. In meinem Leben geht es von einem Nebenjob zum nächsten. Ich liebe es!

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