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Keira Knightley

Keira ist Konsens – wer die 20-jährige Britin nicht mag, muss schon ein sehr hartherziger Klumpen sein. Im Gespräch mit _ulysses gibt die süße Knightley Auskunft über ihre Lieblingsbücher, nicht bestehende Heiratspläne und ihre Träume.

_ulysses: Keira, in „Stolz und Vorurteil“ dreht sich alles um Liebe und Partnerschaft. Wie romantisch bist du selber?

Knightley: Romantik ist mir ziemlich wichtig. Wenn ich mich schlecht fühle, gibt es für mich nichts Besseres als ein romantisches Buch. In Jane Austens Romane bin ich vernarrt, seit ich sieben Jahre alt bin. Damals hatte ich sogar das dazugehörige Puppenhaus. Ich denke, wir alle haben eine tiefe Sehnsucht nach Romantik, sonst könnte ein Buch, das 1790 geschrieben und 1810 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, nicht all die Jahre überdauern.

_ulysses: Allerdings gibt es bei Jane Austen immer ein Happyend. In deinem eigenen Leben auch?

Knightley: In der Realität ist nie alles nur Sonnenschein; gerade das macht den Charme solcher Märchen aus. Ich brauche solche Geschichten regelmäßig, ich will träumen und mich in eine andere Welt entführen lassen.

_ulysses: Ist Stolz eine gute oder eine schlechte Eigenschaft?

Knightley: Beides. Ich bin stolz auf diesen Film und auf meine Arbeit in den vergangenen Jahren. Wenn sich dieser Stolz aber in Eitelkeit verkehrt, kann das auch sehr schnell widerlich sein. Vorurteile sind dagegen nur negativ. Man sollte sie möglichst vermeiden – was aber leider oft gar nicht so einfach ist.

_ulysses: Zwischen dem Dreh dieser Literaturverfilmung und dem Actionreißer „Domino“ blieben dir genau vier Tage Zeit. Wie verkraftet man so eine Umstellung?

Knightley: Von der Romantik einer längst vergangenen Zeit zur Kopfgeldjagd in Downtown L. A. ist es nicht der kürzeste Weg, da hast du Recht! (lacht) Rückblickend gesehen ging es auch etwas zu schnell, aber terminlich ließ es sich nicht anders machen. Also habe ich mir Haare abgeschnitten – das hat mir bei der Rollenfindung geholfen. Ich brauche solche radikalen Brüche von Zeit zu Zeit. Wenn ich zu oft dasselbe mache, langweile ich mich schnell. Abwechslung tut gut.

_ulysses: Das heißt, zu dem erwähnten romantischen Buch kommst du eher selten.

Knightley: Ja. Ich muss auch zugeben, dass ich nicht besonders gut lesen kann. Wenn ich mich mal dazu aufraffe, kann ich regelrecht darin versinken, aber dazu muss es erst mal kommen. (lacht) Ich bekomme bei dem Thema immer ein schlechtes Gewissen. Meine Mutter vergöttert Bücher nämlich und ist ständig am lesen.

_ulysses: Welche Bücher kannst du empfehlen?

Knightley: Auch wenn es prätentiös klingt: „Krieg und Frieden“ von Leo Tolstoi und „Dr. Schiwago“ von Boris Pasternak.

_ulysses: Pasternak wurde Dichter, nachdem ein Mädchen seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Du bist selbst mit einem irischen Model zusammen. Würdest du im Fall der Fälle „Ja“ sagen?

Knightley: Ich bin zwanzig! Darüber will ich mir jetzt beim besten Willen noch nicht den Kopf zerbrechen. Nicht, dass ich Familie und Kinder kategorisch ablehnen – aber dafür ist in zehn Jahren noch genug Zeit.

_ulysses: Hilft es eigentlich im Umgang mit Männern, dass du mit einem großen Bruder aufgewachsen bist?

Knightley: Ich habe mit den Jahren gelernt, dass man gar nicht erst versuchen soll, das andere Geschlecht zu verstehen. Besser ist es, die Fehler des Anderen zu akzeptieren und die Unterschiede zu feiern.

_ulysses: Du klingst sehr reif, um nicht zu sagen frühreif:

Deinen ersten Agenten hattest du mit gerade einmal sechs Jahren.

Knightley: Mit drei Jahren habe ich angefangen darum zu betteln. Meine Eltern waren natürlich dagegen. Doch dann stellten sie fest, dass ich erhebliche Probleme beim Lesen hatte. Niemand wusste Rat, und so versprach mir meine Mutter einen Agenten, wenn ich während der Sommerferien jeden Tag eine Stunde mit ihr üben würde – freiwillig und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich war so Feuer und Flamme, dass ich mich wirklich reinhängte. Und siehe da: Meine Noten wurden besser und besser, und solange das anhielt, durfte ich auch weiter Schauspielen.

_ulysses: … und hast mit 16 die Schule geschmissen. Bereust du diese Entscheidung manchmal?

Knightley: Definitiv! Ich bin mir meiner Halbwertszeit als Schauspielerin durchaus bewusst. Wenn ich mit 35 Jahren noch einen Job kriege, habe ich Schwein gehabt. Ansonsten stehe ich da und habe gar nichts. Außerdem fehlt mir ein richtiger Freundeskreis, mit dem ich durch dick und dünn gehen kann, mit dem ich gemeinsam meine unterschiedlichen Lebensstufen erlebe. Ich habe mich als 16-Jährige verabschiedet und meinen eigenen Weg eingeschlagen. Trotzdem war es vermutlich die richtige Entscheidung. Ich hatte einen Traum, und den musste ich verdammt noch mal verfolgen. Ansonsten wäre ich sicher nicht glücklich geworden.

Interview: Johannes Bonke

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