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Keith Caputo

Glaube, Liebe, Hoffnung: Keith Caputo, einst Frontmann der Krachrocker Life Of Agony, ist zum subtilen Songwriter geworden. Sein Debüt „Died Laughing“ (Roadrunner) ist voller zarter, emotionaler Songs – weit entfernt von allem, was man von ihm zuvor gehört hatte. Jetzt präsentiert er seine Songs live.

city.mag: Sich von der Band zu trennen, mit der man den Durchbruch geschafft hat, muss Gründe haben. Ist dein Soloalbum ein neuer Aufbruch?

Keith Caputo: Ich bin durch orientierungslose Zeiten gegangen, die mich bescheiden werden ließen; und das Album ist einfach eine Reflektion dessen, was ich emotional durchgemacht habe.

city.mag: Was war der Anlass?

Caputo: Ich habe zehn Jahre mit den Jungs in der Band praktisch zusamengelebt. Wir waren glücklich miteinander verheiratet. Aber es hat nicht auf Dauer funktioniert. Also habe ich die Nabelschnur abgetrennt; es hat mich drei Jahre gekostet, mich zu dieser Entscheidung durch zu ringen.

city.mag: Deine Entscheidung hat dich nun von Amerika nach Europa geführt, wo du dich niedergelassen hast. Was gibt einem Amsterdam, was New York nicht hat?

Caputo: Ruhe. Schöne Blumen. Schmerzen im Genick von der Feuchtigkeit. Ich würde nicht sagen, eine Stadt ist besser als die andere, denn sie sind beide aufgeladen, auf ihre Weise hektisch, auf ihre Weise ruhig. Europa hat diese alte Zivilisation, die ich sehr mag. In New York ist es so, dass jeder ziellos irgendwohin hetzt. Die Kultur hat ihre Bedeutung verloren, der Geist in Amerika ist dahingeschwunden.

city.mag: Wenn du nun nach Europa gekommen bist, um vor der amerikanischen Kultur zu fliehen und hier die authentische Kultur zu finden – ist es dann nicht ernüchternd festzustellen, wie begierig in ganz Europa die US-Kultur aufgenommen wird?

Caputo: Die Europäer verstehen sie letztlich nicht. Manche meiner deutschen Freunde waren noch nie in Amerika, und natürlich wollen sie hin. Sie sind von Amerika begeistert: So ein großes Land! Aber hey, ich komme von da und habe logischerweise eine andere Sicht. Ich würde niemals jemanden davon abhalten hinzufahren. Aber Amerika ist einfach gleich Coca Cola und McDonalds, Amerika hat nie etwas wie das „Letzte Abendmahl“ hervorgebracht.

Interview: Rolf von der Reith

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