Ken
Aydo Abay, Sänger der besten deutschen Indie-Band Blackmail, ist auf Abwegen. Mit „Have a nice Day“ legt der Koblenzer das erste Album seiner Band Ken vor. Kriselt es bei Blackmail?
ulysses: Aydo, mit Ken bewegst du dich in musikalisch ähnlichem Fahrwasser wie Blackmail. Machst du dir da nicht selbst Konkurrenz?
Aydo Abay: Nö, ich will nicht am Status von Blackmail rütteln. Die bleiben die Nr. 1. Da wir aber nicht jedes Jahr eine Platte machen müssen, bleibt Zeit für andere Sachen. Außerdem profitiert Blackmail davon, denn sie bleiben weiterhin im Gespräch.
ulysses: Also ist Ken keine echte Band?
Abay: Doch, doch, schon. Aber eine, deren Musiker jedes Mal ausgetauscht werden, damit nie Langeweile aufkommt. Vielleicht mache ich dann auch mal eine Platte mit den Leuten von Rammstein … Die dürften aber nur Akustikgitarren spielen. Gute Idee, oder? Machen die aber eh nicht. Feiglinge.
ulysses: Euer Debüt klingt spontan und spartanisch – ganz im Gegensatz zur letzten Blackmail-Platte. Man könnte fast meinen, aufwendige Produktionen würden dich nerven.
Abay: Wir hatten ja damals geplant, solange weiter zu machen, bis es für uns perfekt klingt. Trotzdem war es im Nachhinein wohl ein Fehler, derart lange an den Songs herumzudoktern. Bei „Have a nice Day“ bin ich anders vorgegangen. Die meisten Aufnahmen sind im ersten Take entstanden. Mir ging es hauptsächlich darum, eine Rockplatte zu machen, die allen Spaß bringt.
ulysses: Hört man. „Swell“ klingt, als hättet ihr den frühsiebziger Lolita-Pop-Schmachter „Porque te vas“ von Janette verbraten.
Abay: Stimmt, voll geklaut … Naja, nicht so ganz:. Wir haben es als Ansatz genommen, covern wäre doof gewesen. Ich habe das Lied früher bei meinen Eltern gehört – ein bittersüßes Kinderlied. Cool, dass du es rausgehört hast – und dass ich jetzt weiß, wie die Frau heißt. Vielleicht schicke ich ihr den Titel mal. Wenn sie uns keinen Strick draus dreht.
ulysses: Alles andere als fröhlich sind deine Texte. Gibt es in deinem Leben nicht viel zu lachen?
Abay: Ich bin manisch depressiv. Ehrlich. Es gibt Tage, da bin ich ganz obenauf, und dann geht es mir wieder echt beschissen. Ein Zwilling eben: das Sternzeichen mit den zwei Gesichtern.
ulysses: Kürzlich las ich, Koblenz sei die deutsche Stadt mit den sportlichsten Männern. Gehörst du dazu?
Abay: Muss an mir vorbeigegangen sein. Ich mache überhaupt keinen Sport, leider. In der Schule früher waren sie sogar richtig böse, wenn ich in deren Mannschaft spielen musste.
Interview: Karsten Witthoefft