Khadja Nin
Mit „Ya …” (BMG M.) bringt Khadja Nin, die Worldbeat-Grazie aus Burundi, ihr drittes Album auf den Markt. Es strahlt Latin-Eleganz aus, doch was Nin mit zarter Stimme in Suaheli singt, verdüstert oft die Lebenslust der Klänge. Wir trafen die ungewöhnliche Sängerin zum Interview in Hamburg.
K!N: Khadja, du nennst deine Musik „Afro-Brazilano-Cubano-Pop“. Woher kommen denn die Latin-Einflüsse?
Khadja: Ich weiß nicht, ob es heute noch so ist, aber in meiner Jugend haben wir in Afrika viel Rumba und Salsa gehört. Ich erinnere mich an die Hochzeit meiner Schwester: Da wurde Cha-Cha getanzt bis zum Umfallen.
K!N: Du lebst jetzt in Frankreich. Warum hast du Europa als Ort zum Leben gewählt?
Khadja Nin: Ich habe meinen Mann, einen Belgier, in Zaire kennengelernt, wo wir beide in einer Safari-Lodge gearbeitet haben. Ich bin dann mit ihm nach Europa gekommen und traf dort Nicolas Fiszman, mit dem ich bis heute arbeite. Einige Jahre darauf starb mein Mann, und ich hatte eine sehr schwere Zeit in Belgien. Deshalb habe ich beschlossen, die Erinnerungen hinter mir zu lassen und bin nach Monaco gegangen.
K!N: Und du hast keine Ambitionen, wieder in Burundi zu leben?
Nin: Bis vor zwei Jahren war ich oft dort, um meine Geschwister zu sehen. Aber nach einem Putsch ist ein Embargo über Burundi verhängt worden, und ich habe nicht mehr die Möglichkeit, frei dorthin zu reisen. Ich finde ein Embargo sinnlos, und das besinge ich auch im zweiten Stück meiner neuen CD. Das Volk leidet, Lebensmittel und Medikamente werden unbezahlbar, und politisch passiert gar nichts. Ein Embargo gegen Libyen hat Ghaddafi nicht vertrieben, ein Embargo gegen den Irak hat Saddam nicht vertrieben. Was soll das Ganze also? Es ist, als ob man einen Vater, der sein Kind mißbraucht, gemeinsam mit dem Mädchen in ein Hotelzimmer schließt. Er wird nicht verschwinden – und das Kind leidet.
K!N: Warum singst du auf Suaheli? Eine so wichtige Botschaft sollten doch alle verstehen.
Nin: Meine Botschaft liegt nicht in den Worten, sondern im Gefühl. Dadurch, daß ich in einer für viele Menschen unverständlichen Sprache singe, zwinge ich mich selber, noch mehr über die Musik rüberzubringen.
Interview: Britta Lippold