Kicker Dibs über ihr Debütalbum „Vagabund“
Keiner Band kauft man ein eigenes Craft Beer lieber ab als den Indierockern von Kicker Dibs. Aber auf seinem Debütalbum ist das Trio nicht nur in Feierlaune.
Wenn wir mit irgendeiner Band nach dem Lockdown ein Bier trinken wollen, dann mit dem Berliner Indietrio Kicker Dibs. Und das liegt mitnichten nur daran, dass die drei Schulfreunde (ja, wirklich) so ein perfekter Inbegriff des Rockbandtraums sind, sondern auch daran, dass ihre Musik wie dafür geschaffen ist, gemeinsam mit Freund*innen unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.
Dass wir das mit sinkenden Inzidenzen und der baldigen Aufhebung der Impfpriorisierung jetzt nicht nur möglichst bald in Angriff nehmen können, sondern die Kicker Dibs dazu auch gleich selbst das Getränk stellen, liefert jede Menge Vorfreude auf das bald erscheinende Debütalbum der drei Berliner, „Vagabund“. Wir haben mit Lenny, Niki und Tingel über diese Mischung aus Melancholie und Vorfreude beim Debütalbum-Meilenstein, Instagram, CDU-Wähler*innen im Freundeskreis und die Zukunft ihrer Band gesprochen.
Kicker Dibs, Schon der Titelsong eures Debütalbums „Vagabund“ macht klar, dass ihr im Unterwegs zuhause seid. Wie fühlt ihr euch jetzt, wo ihr auf die Songs eures Debütalbums zurückblickt, die ja aus einer Zeit stammen, die schon lange zurückliegt?
Kicker Dibs: Wow, wie sollen wir das beschreiben… Unser aktueller Release ist definitiv eine der spannendsten, aufregendsten und emotionalsten Phasen, auf die wir in den letzten Jahren hingearbeitet haben. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, unser erstes Album in der Hand zu halten, zum ersten Mal die Lieder auf Vinyl zu hören und die vergangenen drei Jahre in acht Songs Revue passieren zu lassen. Da kann man schon auch schon mal melancholisch werden und sich in schönen Erinnerungen verlieren, aber dann geht es auch ganz schnell wieder in die andere Richtung, und dann sind wir voller Vorfreude auf die kommenden Kilometer.
Euer Indierock ist für das Mitsingen auf Konzerten und auf den Straßen bei einer Bartour gemacht. Hat die lange Liveabstinenz eurer Musik neue Facetten abgerungen?
Kicker Dibs: Die Frage drückt schon etwas in einer tiefen Wunde. (lacht) Das Unterwegssein ist neben erfrischenden Getränken für uns schon immer ein wichtiges Überlebenselixier gewesen! Das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, direktes Feedback vom Publikum zu bekommen und von unserem Alltag Urlaub nehmen zu können – das ist der Motor für unsere Musik. Und irgendwo wird die Liveabstinenz unsere Songs bestimmt beeinflussen. Es entstehen sicherlich auch neue Themen, die uns in der Pandemie beschäftigen und Sehnsüchte, die wir zum Ausdruck bringen wollen. So nimmt jede unerwartete Situation einen Einfluss auf unser Leben. Das ist ja auch das Spannende an kreativer Arbeit.
Ihr seid mittlerweile Experten im hymnischen Indie im Rocktrio-Format – Ist es nur eine Frage der Zeit, bis ihr den Triorahmen öffnet und euch Gastmusiker*innen dazuholt, oder ist das etwas, das ihr eher ausschließt?
Kicker Dibs: Wir lieben es, mit anderen Musiker*innen zusammen zu spielen. Es macht immer neue und andere Räume auf. Was uns aber am Triodasein reizt, ist die Reduzierung. Weniger ist mehr. Es ist super spannend, mit nur drei Instrumenten und Stimmen zu arbeiten – das prägt auch sehr unser Songwriting und Song-Arrangement. Die Songs würden anders klingen, hätten wir von vornherein mehr Instrumente zur Verfügung. Wir schließen es aber grundsätzlich nicht aus, unseren Triorahmen zu öffnen. In Sessions experimentieren wir gerne mit neuen Sounds und Instrumenten. Auch Live hätten wir mal mega Bock auf andere Energien – warum nicht?
Die meisten eurer Songs sind optimistisch bis sehnsüchtig, da sticht „Hey Leben“ raus, mit seinen enttäuschten Realisierungen übers Älterwerden, verpatzte Studienversuche und Freund*innen, die CDU wählen. Wie ist der Song entstanden, und war es eine Gratwanderung, ihn nicht an den Zynismus zu verlieren?
Kicker Dibs: An „Hey Leben“ haben wir lange geschraubt. Es gab mehrere Versionen. An der Theke sitzen und sich einfach mal das Leben vorknöpfen – die ganzen Schwierigkeiten und Umwege, die man mit Anfang oder Mitte 20 geht, sind in diesen drei Minuten gelandet. Wir denken, manchmal sollte man sich und sein Leben auch nicht zu ernst nehmen, dann lebt es sich leichter!
Im Song „Internet kaputt“ kritisiert ihr Soziale Medien, Onlinedating und Internetsucht im Allgemeinen. Wie haltet ihr als Kulturschaffende, die ja quasi always online sein müssen, da die Balance? Und ist der Song aus dem Kampf mit diesem Zwiespalt entstanden, sich für die Musik auf das Spiel mit den Socials einlassen zu müssen?
Kicker Dibs: Oh ja, das Instagame ist schon echt ein hinterlistiges Biest! Auf der einen Seite ist es vor allem jetzt in der Pandemie die einzige Chance mit den Menschen, die unsere Musik hören, in Kontakt zu bleiben, und das ist extrem schön. Auf der anderen Seite hatte auch schon jeder von uns den Moment, wo wir uns zwingen mussten, die App nicht zu löschen, weil wir Insta ja für die Musik brauchen. „Internet kaputt“ ist unsere Art, mit unserer Permanent-online-Kultur umzugehen, und dieser Parallelwelt, die uns zu jedem Zeitpunkt umgibt, den Krieg zu erklären! Wenn wir alle mal ehrlich sind, dann wissen wir doch, dass die Sozialen Medien uns schon lange in der Hand haben: „Internet kaputt“ ist dafür da, uns daran zu erinnern, dass Social Media und die echte Welt zwei verschiedene Wege gehen.
Eure Musik handelt so oft vom Tanzen, von Barnächten, Konzerten und vom Um-die-Häuser-Ziehen, da macht es schon Sinn, dass ihr mit der Vagabund Brauerei in Wedding euer eigenes Bier rausbringt. Wenn der Lockdown vorbei ist, zu welcher dieser vielen Gelegenheiten passt euer „Backstage Helles“ besonders gut?
Kicker Dibs: Backstage Helles ist das Allheilmittel gegen Großstadtfieber – am besten in Kombination mit einer amtlichen Runde Bierball auf dem Tempelhofer Feld, oder direkt an der Quelle im Taproom der Vagabund Brauerei! Am allerbesten schmeckt es aber natürlich auf unserer Tour 2022 – da werden wir eine Menge dabei haben.
Kicker Dibs auf Vagabund Headliner Tour 2022
- 04.03.22 Oldenburg, Cadillac
- 05.03.22 Hamburg, Astra Stube
- 09.03.22 Düsseldorf, The Tube
- 10.03.22 Hannover, Béi Chéz Heinz
- 11.03.22 Kassel, Franz Ulrich
- 13.03.22 Essen, Weststadthalle
- 15.03.22 München, Milla
- 16.03.22 Wien, Chelsea
- 17.03.22 Dresden, Groovestation
- 19.03.22 Braunschweig, B58
- 20.03.22 Berlin, Kantine am Berghain
Tickets für die Tour gibt es im bandeigenen Shop.