Kim Basinger
Was tun eigentlich Sexsymbole, wenn sie älter werden? Sie sehen aus wie Kim Basinger und machen jungen Männern Lust auf reife Frauen. In „Final Call“ liegt Basingers Leben in der Hand eines strammen Jünglings. _ulysses verriet die 51-Jährige ein paar Details über ihre Affären und Beziehung – mit der Filmkamera.
_ulysses: Die meiste Zeit von „Final Call“ haben Sie große Angst. Kennen Sie solche Phasen auch aus Ihrem Leben?
Kim Basinger: Wenn man lange genug gelebt hat, schon einmal bedroht wurde oder schreckliche Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht hat, lernt man als Schauspielerin, diese Erinnerung anzuwenden. Ich persönlich habe ein ziemlich gutes Erinnerungsvermögen. Um eine gute Schauspielerin zu werden braucht es Jahre, aber wenn man lernt seine Erinnerungen richtig anzuwenden, wacht man eines morgens auf und weiß, wie man in bestimmten Situationen zu reagieren hat. Egal, was andere sagen: Es braucht Jahre, bis man es geschafft hat, eine Beziehung zur Kamera aufzubauen. Vergleichen Sie es einfach mit einer Liebesaffäre. Ich persönlich weiß es sehr zu schätzen, dass ich mich all die Jahre in diesem Job halten konnte. Es ist und war ein Geschenk Gottes.
_ulysses: Man kann eine Affäre mit einer Kamera haben?
Basinger: Klar, über die Jahre muss man ein Grundvertrauen zur Kamera entwickeln und jegliche Scheu und Furcht überwinden. Es ist zwar nicht so, dass die Kamera dir ständig Böses will, aber Herausforderungen gibt es immer. Ganz egal, wie hübsch sich ein Schauspieler findet, die Kamera kann ziemlich grausam sein. Wenn man es schafft damit umzugehen, entwickelt die Kamera einen gewissen Respekt vor dir. Ab diesem Moment haben wir eine Beziehung. Vertrauen, Liebe, Verbindung von Schwingungen – das alles spielt mit herein.
_ulysses: Wären Sie gerne noch einmal so jung wie früher?
Basinger: Ich? Sie könnten mir meine Jugend auf dem Präsentierteller anbieten, und ich würde dankend ablehnen.
_ulysses: Also bereuen Sie nichts?
Basinger: Wenn ich eine Sache in meinem Leben bereue, dann ist das meine Naivität. Ich hätte so viele Dinge vermeiden können, wenn mich meine Naivität nicht regelrecht aufgefressen hätte. Aber ansonsten? Nein, ich bereue wirklich nichts. Soweit ich das beurteilen kann, war und bin ich das glücklichste Mädchen der Welt.
_ulysses: Können Sie uns ein Beispiel für diese Naivität geben?
Basinger: Als ich als junges Model nach New York kam, war ich es von zu Hause so gewohnt, jedem auf der Straße freundlich ,Guten Morgen’ zu wünschen. Natürlich ist diese Einstellung in New York total fehl am Platze, aber ich habe es natürlich trotzdem immer weiter durchgezogen. Ob das heute noch so ist? Nein, jetzt bin ich gemäßigter. Ich würde zwar nie meine eigene Persönlichkeit verleugnen, aber ein bisschen sollte man sich schon anpassen.
_ulysses: Nach Ihrer Modelzeit litten Sie öfter an psychischen Problemen wie etwa Agoraphobie, einer Krankheit, die sich in panischer Angst vor Menschenmengen, öffentlichen Plätzen und Reisen äußert.
Basinger: Schauspielen ist für mich wie Therapie, dadurch kann ich mich meinen Ängsten stellen, Manchmal frage ich mich aber schon, warum Gott gerade mich zur Schauspielerin auserkoren hat. So manch einer zerbricht sich sicher den Kopf darüber, warum dieser Maulesel so eine Karriere verdient hat (lacht). Meine Make-up-Frau schimpft sicherlich auch: O Gott, warum hat es gerade dieses Klumpengesicht zu was gebracht? (lacht) Beantworte ich eigentlich gerade Ihre Frage?
_ulysses: Nicht wirklich. Wir sprachen wir gerade von der therapeutischen Wirkung Ihrer Filme.
Basinger: Genau. Wissen Sie was: Ich habe fest vor, mich bis zu meinem Lebensende mit allen Ängsten zu konfrontieren, die sich mir in den Weg stellen. Ich habe noch so einiges vor mir, und vermutlich werde ich gar nicht damit fertig – aber der bloße Wille zählt.
Interview: Rico Pfirstinger