Zwischen Himmel und queerem Abgrund: King Princess über „Girl Violence“

Subversive und sexy: Alternative-Pop-Ikone Mikaela Straus alias King Princess weiß mit männlichem Hass umzugehen.
Mikaela, nach Jahren in Los Angeles bist du zurück nach Brooklyn gezogen. Ist es noch dasselbe Brooklyn wie jenes, in dem du aufgewachsen bist?
King Princess: Nein, gerade mein Viertel Williamsburg verändert sich von Tag zu Tag. Als ich klein war, war hier noch nichts los. Dann kamen die Hipster und die Städter aus Manhattan. Seitdem machen Bars und Läden auf, wieder zu, manche halten sich sogar, neue Hochhäuser werden gebaut, und teurer wird sowieso alles.
Und trotzdem?
King Princess: Ist Brooklyn nicht Manhattan. Es liegt ein anderes Gefühl in der Luft, ein etwas entspannteres. Das merken auch die Tiere. Im Park bei mir um die Ecke leben drei Rotrückenbussarde, das sind wirklich imposante Vögel. Gestern Abend war ich im Kino und habe mir „Jurassic Park“ angeguckt. Ich muss an ein Zitat aus dem Film denken: Die Natur findet immer einen Weg. Das ist so wahr.
Taugt der Film was?
King Princess: Ich finde schon, ich liebe aber eh die ganze Reihe. Dinosaurier sind in Ordnung. Sie sind wie meine Hündin, die ein bisschen aussieht wie ein kleiner Velociraptor.
Dein neues Album heißt „Girl Violence“. Gemeint ist vermutlich nicht die Gewalt, die von saurierähnlichen Hündinnen ausgeht?
King Princess (lacht): Nein, sie ist sogar zu lieb und zu sanft zum Bellen. „Girl Violence“ könnte der Oberbegriff meiner kompletten bisherigen Arbeit sein. Es geht um die Schlacht, die in meinem Herzen tobt, vor allem seit der Trennung von meiner Partnerin und meinem Neuanfang in der alten Heimat. Aber auch um einen Kontrapunkt in dieser so maskulinen, barbarischen, bösen Welt. Die Männer führen die Kriege, aber ihre Gewalt ist stumpf und tumb. Frauen kämpfen schlauer, gewiefter und mit mehr Sexappeal.
So wie im sehr queeren und sehr freizügigen Video zu „RIP KP“.
King Princess: Mein Ziel war, den Raum zwischen Himmel und queerem Abgrund auszuleuchten: subversiv, grell und fröhlich. Und wo würde das heißer aussehen als in einem allumarmenden Strip Club?
Politisch scheint sexuelle Freiheit wieder in Gefahr zu sein. Wie reagierst du darauf?
King Princess: Mit Subversivität und dunklem Witz. Sowie dem Wissen, dass wir schon schlimmere Zeiten durchgemacht haben, man denke an das Massensterben schwuler Männer an AIDS in den 80ern und 90ern. Wir sind einfach viel zu viele. Du wirst uns nicht mehr los.
Du bist neuerdings auch Schauspielerin, warst neben Nicole Kidman in der Serie „Nine perfect Strangers“ zu sehen und agierst in „Song sung blue“ zusammen mit Hugh Jackman und Kate Hudson. Wie war die Dreharbeit?
King Princess: Göttlich. Der Film handelt von Menschen im Wisconsin der Neunziger, die Musik machen – nicht, um reich und berühmt zu werden, sondern weil sie es müssen, um glücklich zu sein. Und Hugh ist definitiv der netteste Mann auf Erden, ein Engel.