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BlacKkKlansman

Regisseur Spike Lee wütet in der Krimigroteske „BlacKkKlansman“ gegen Trump und Rassismus – und schafft damit seinen besten Film seit Jahren.

Als der heutige US-Präsident Donald Trump 2016 in einer Talkshow auf die Wahlkampf-Unterstützung des ehemaligen Ku-Klux-Klan-Anführers, Neonazis und Holocaust-Leugners David Duke angesprochen wurde, kam er gar nicht auf die Idee, sich von dessen Gedankengut zu distanzieren – und wich damit aus, er müsse erst noch mal recherchieren, was es mit diesem Ku-Klux-Klan genau auf sich habe. Spike Lees Antwort darauf: Er legt Duke in „BlacKkKlansman“ bekannte Trump-Slogans in den Mund und lässt seine Anhänger „America First!“ skandieren. Das ist natürlich ein simpler und polemischer Trick, aber einer, der es in sich hat: Auf der Leinwand mag sich der Hass unter weißen Kapuzen verstecken, in der heutigen Realität hat er längst ein neues Gesicht bekommen – und das sitzt mitten im Weißen Haus. Spätestens hier vergeht einem das Lachen, auch wenn Lee die Rechtsextremen nicht selten genüsslich zu Karikaturen verzerrt. Ein schmaler Grat: Wie lässt man dem Bösen seinen Schrecken, ohne ihm gleichzeitig zu viel Macht zuzusprechen?

Mit „BlacKkKlansman“ findet der Regisseur nach einer Reihe von schwachen Filmen wieder in die Spur zurück. Die unwahrscheinliche, aber auf Tatsachen beruhende Prämisse: Anfang der 70er-Jahre schleust sich der schwarze Polizist Ron Stollworth (John David Washington) telefonisch in den Ku-Klux-Klan ein, sein weißer Kollege Flip (Adam Driver) vertritt ihn bei persönlichen Treffen. „BlacKkKlansman“ funktioniert als Undercover-Thriller, als absurde Komödie, und er ist eine beseelte, lässige Hommage an das Blaxploitation-Genre, das zu der Zeit, in der der Film spielt, das Empowerment der Black Community ins Kino trug. Vor allem aber agitiert Lee, was das Zeug hält – plakativ wie eh und je, so schlau wie lange nicht mehr. Der Film beginnt mit einem White-Supremacy-Werbespot, in dem ein von Alec Baldwin gespielter Rechtsextremist eine rassistische Tirade loslässt, dazu sehen wir Ausschnitte aus „Vom Winde verweht“ und D.W. Griffiths Stummfilm-Epos „Die Geburt einer Nation“. Zwei Klassiker des amerikanischen Kinos, die bis heute für ihre erzählerischen und technischen Errungenschaften gerühmt werden, ihre zweifelsohne virtuosen Mittel aber in den Dienst rassistischer Ideen stellen. Am Ende von

„BlacKkKlansman“ stehen die Bilder des Neonazi-Aufmarsches in Charlottesville: Ein Rechter fährt mit seinem Wagen in die Gegendemonstration, eine Frau stirbt, Trump hält seine Rede, nach der es auf beiden Seiten very fine People gegeben habe. Auch das kennt man schon, und trotzdem sitzt es: Lee will, dass uns diese Bilder immer wieder aufs Neue wütend machen, und das gelingt ihm auch, so wie Regisseure wie D.W. Griffith ihrerseits wussten, welche Wirkung von ihren Bildern ausgehen würde. Somit rollt Spike Lee auch eine von Rassismus und Unterdrückung geprägte Kulturgeschichte auf und stellt seinen Film als Korrektiv in ihre Reihe; erzählt davon, wie das Kino instrumentalisiert werden kann – nur um es dann folgerichtig selbst zum Instrument zu machen. sb

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