Der Vorname
Man kann seinem Kind die absurdesten Namen geben, nur eben diesen einen nicht! In Sönke Wortmanns Komödie „Der Vorname“ streiten Florian David Fitz, Christoph Maria Herbst, Caroline Peters und Justus von Dohnànyi darüber, was geht und was nicht.
„Alexander – Adrian – Andreas? – Arthur – Alfons – Alexander – Alexander hatten wir schon! – Asterix.“ Elisabeth (Caroline Peters), ihr Mann Stephan (Christoph Maria Herbst) und Familienfreund René (Justus von Dohnányi) tun sich schwer damit, den Namen von Thomas’ (Florian David Fitz) ungeborenem Sohn zu erraten. Irgendwas mit A, historisches Vorbild, gibt Elisabeths kleiner Bruder einen Tipp. „Abraham? Attila?“ Als Thomas die Katze aus dem Sack lässt, gibt es das lauteste PLOPP! zu hören, das je ein aus der Weinflasche gezogener Korken gemacht hat. „Adolf.“ Stille. Gestammel. „Adolf?“– Adolf.“ Fassungslosigkeit. Wut. Empörung. Geschrei. Vorwürfe. „Adolf????“ – „Adolf!!!“
„Der Vorname“, Sönke Wortmanns Neuverfilmung der französischen Adaption des auch hierzulande erfolgreichen Bühnenstücks, ist stringentes, kompaktes Handwerk, mit fünf prächtig aufgelegten und spielfreudigen Darstellern. Wortmann liefert anspruchsvolles Boulevard für die Leinwand, so kurzweilig wie ein Essen mit guten Freunden – natürlich ohne den Stress! Der eitle Literaturprofessor Stephan unterstellt seinem Immobilienhai-Schwager, das Kind zu stigmatisieren. Thomas wiederum erklärt, sein Sohn würde die Deutungshoheit über den Namen Adolf von der Geschichte zurückerobern. „Das heißt, eine Name wie Pumuckl wäre in Ordnung?“, spottet Thomas über die Kritik. „Pumuckl hat nicht halb Europa ausgelöscht!“, brüllt Stephan. Elisabeths leckeres Curryhuhn kann die Gemüter da nur wenig beruhigen. Denn hier wird streitmäßig nicht light oder kalorienarm gekocht, nein, hier kriegt jeder sein Fett weg, und zwar triefendes! Als auch noch Anna (Janina Uhse), die zukünftiger Mutter des Adolf eintrifft, eskaliert die vehemente Diskussion vollends.
Wenn in „Der Vorname“ linksliberale Gutbürger verbal ihre Ideale um die Ohren gepfeffert bekommen, Emporkömmlinge als Dauerlügner geoutet, Vorurteile beim Namen genannt, lebenslange Freundschaften auf den Prüfstand gestellt und Geheimnisse aufgedeckt werden – das macht Spaß und will auch kein Stück ernster genommen werden als nötig. Durch die Verlagerung des Handlungsortes von Paris nach Bonn bekommt die Frage „Darf man seinem Kind den Namen des größten Massenmörders aller Zeiten geben? allerdings eine ganz eigene, deutsche Brisanz – die vor allem Christoph Maria Herbst in zahlreichen galligen Gags gekonnt verbrät. Kann man das adolfeske Positivbeispiel des berühmten Kulturpolitikers Adolf Grimme mit Hitler verrechnen? Darf man seine Kinder dann auch nicht mehr Hermann (Göring), Heinrich (Himmler) und Joseph (Goebbels) nennen? Wie weit geht ein berechtigtes Tabu, wo fängt die politische Korrektheit an? Fragen, die der „Der Vorname“ stellt, aber auch nicht beantwortet – das muss schon der Zuschauer tun. Lachend, selbstverständlich. vs
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