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Frühes Versprechen

Charlotte Gainsbourg kann nur ernst? Stimmt nicht – sie kann auch komisch!

Der französische Schriftsteller Romain Gary (1914–80) wird in Deutschland unterschätzt, in seiner Heimat aber zählt er zum literarischen Kanon, ein Künstlerstar, verheiratet unter anderem mit der Schauspielerin Jean Seberg. Gary war ein Ironiker, der seine tiefe Traurigkeit mit hintergründigem Spott kaschierte, und mit Ironie hat man es in Deutschland nicht so, vielleicht deswegen. Der Roman „Frühes Versprechen“ (1961 in Deutschland unter dem Titel „Erste Liebe – letzte Liebe“ erschienen) beschreibt zwar autobiografisch grundiert aber größtenteils fiktiv den Werdegang des Schriftstellers, zunächst im damals polnischen Vilnius, später in Nizza und schließlich als Pilot im französischen Widerstand. Wobei diese Jugenderinnerung vor allem eine Auseinandersetzung mit der übermächtigen Mutter ist: Die nämlich bringt den Sohn zum Schreiben, impft ihm ein überbordendes Selbstbewusstsein gepaart mit Versagensängsten ein und pflegt einen pathetisch überhöhten französischen Nationalismus. Schick. Und nur erträglich, weil man nie so genau weiß, was hier ernst gemeint ist und was Übertreibung. Eric Barbier hat „Frühes Versprechen“ als konventionelle Künstlerbiografie verfilmt, mit braunstichigen Bildern, schwelgerischen Kamerafahrten und großer Ausstattungsfreude. Allerdings als Konvention, die durch Garys hintergründige Ironie immer wieder gebrochen wird, eine Ironie für die neben Hauptdarsteller Pierre Niney vor allem Charlotte Gainsbourg als Mutter verantwortlich ist – die nämlich erweist sich hier als begnadete Komödiantin! fis

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