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Kinomacher*innen äußern sich zum Kino-Restart

Kinosaal (Symbolbild) #KinoGanzSicher
Kinosaal (Symbolbild) (Foto: Henrik G. Vogel / pixelio.de )

Nun geht es in den Kinos wieder los! Wir haben Kinomacher*innen gefragt, wie sie die Corona-Pause erlebt haben und wie sie die Zukunft sehen.

 

Christine Berg, Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater e.V. (HDF KINO)

Kino ist ebenso wie andere Begegnungsstätten ein sicherer Ort und die Filmtheater tun alles dafür, ihren Gästen auch dieses Gefühl zu geben. Umfangreiche Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln sowie organisatorische Regelungen, wie zum Beispiel ein verstärktes Onlineticketing zur Vermeidung von Wartezeiten, sorgen dafür, dass man sein Filmerlebnis wirklich unbeschwert genießen kann. Doch natürlich ist die Situation für die Kinos nach wie vor nicht einfach. Obwohl die meisten Kinosäle sehr hohe Decken und sehr leistungsfähige Lüftungs- und Klimatisierungssysteme haben, gilt auch im Kino die Abstandsregelung von 1,5 Metern. Dies bedeutet, dass im Moment für zwei Plätze im Umfeld noch bis zu zwölf Plätze gesperrt werden müssen. Dies ist sowohl für die Besucher gewöhnungsbedürftig als auch wirtschaftlich nur schwer darstellbar. Aber wir bemühen uns, nach vorne zu schauen. Sobald wir wieder eine Auslastung hinbekommen, die für die Kinos wirtschaftlich funktioniert, wird es aufwärts gehen. Gerade nach diesen Monaten auf der Couch sehnen sich die Menschen nach dem Filmerlebnis auf der großen Leinwand.

Albert Wiederspiel, Leitung Filmfest Hamburg

Während ich sonst unter dem Gefühl leide, viele gute Filme zu verpassen (weil auch ein Filmfestleiter nicht alles sehen kann!), war die Corona Pause eine FOMO-freie Zeit (FOMO: Fear Of Missing Out). Es war ein wenig wie Urlaub vom Leben. Nach einigen Wochen veränderte sich dieser Zustand dann doch: Es folgte die Sehnsucht nach externen Impulsen, nach anderen Menschen und nach kulturellen Erlebnissen (nicht nur nach dem Kino). Da wir bei Filmfest beruflich jedes Jahr viele Filme streamen müssen, waren die Angebote der Netflixe dieser Welt keine willkommenen Abwechslungen; ser Film auf’m PC oder auf dem Fernsehschirm bleibt für mich dann doch nur Ersatz. Auch die reichhaltigen gestreamten Theaterangebote waren nichts für mich.

Seit ein paar Wochen wissen wir, dass wir Ende September ein Filmfest haben werden; wir wissen noch nicht ganz, wie dieses aussehen wird – aber fest steht, dass wir auf jeden Fall Filme im Kino zeigen werden. Wenn die Kinos noch nicht voll sein dürfen, dann werden auch wir zusätzlich streamen…. Neulich las ich Folgendes: Das Auto hat das Fahrrad nicht abgelöst, die Schallplatte nicht das Konzert, das Kino nicht das Theater, das Fernsehen nicht das Kino und gestreamte Festivals werden nie die realen ersetzen, allenfalls ergänzen.

Genau so sehe ich das auch: Alleine auf der Couch ist der Mensch dann doch einsam. Daher blicke ich optimistisch in die Zukunft und freue mich, spätestens in 2021 wieder volle Säle bei Filmfest Hamburg zu haben.

 

Helge Albers, Geschäftsführer Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Für mich gehören Filme auf die große Leinwand. Das kollektive Erlebnis und die Möglichkeit, sich ganz und gar auf ein Thema, eine Geschichte einzulassen, funktionieren nirgendwo sonst auf so einmalige Art und Weise. Umso schwerer war es, in den letzten Wochen und Monaten zu sehen, wie Kinos und die gesamte Filmbranche ums Überleben kämpfen mussten.

Den Großteil konnten wir durch gezielte Fördermaßnahmen hoffentlich abwenden. Jetzt gilt es, nach vorne zu blicken und zu schauen, welche Chancen in dem Neustart liegen. Wie können beispielsweise Kinos die Möglichkeiten digitaler Geschäftsmodelle besser nutzen? Und wie schafft man es, durch neue Angebote die jungen Zielgruppen wieder ins Kino locken?

Eine spannende Aufgabe, der wir uns gemeinsam mit den Kinos in Hamburg und Schleswig-Holstein in Zukunft stellen werden.

 

Matthias Elwardt, Geschäftsführer Zeise-Kinos Hamburg

Es ging uns wie in einem außergewöhnlichen Kinofilm: Etwas völlig Unerwartetes passierte, und die Protagonisten müssen reagieren. Auf diesem Weg gab und gibt es viel Zuspruch von Zeisefans, per Mail und Telefon, mit privaten Aktionen und durch den Kauf von Gutscheinen und der Zeisecard.

Wir starteten mit durch die Pause viel einfacher umsetzbaren Handwerksarbeiten und neuen Ideen. Mit der Bergmanngruppe haben wir in Hamburg an zentraler Stelle ein tolles Autokino auf dem Heiligengeistfeld geschaffen, leider kam die Entscheidung  der Stadt Hamburg dafür sehr spät. Der Juni wurde bei uns Indoor zum Wunschkinomonat. Fehlende Neustarts inspirierten uns, die Kinosäle  nur für Wunschfilmvorführungen zu vermieten. Ein schönes Wiederentdecken des öffentlichen und kulturellem  Raumes Kino!

Es war und ist eine Freude, die Begeisterung in den Gesicht zu sehen, wenn unsere Besucher wieder aus dem Kino kamen und kommen. Die Menschen wollen gemeinsam Kultur erleben, sie lieben das Kino als besonderen sozialen Ort. Mit Achtsamkeit werden die wieder mit großen Augen vor der Leinwand sitzen und sich von Christian Petzold, Christopher Nolan und vielen anderen in deren Welten entführen lassen.

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