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Klinger gibt der Coronakrise ein Gesicht

Persona: Perseverance Horst
(Foto: Tommi Davis)

Ein Wirt, eine Krankenpflegerin, Menschen aus Risikogruppen und Kulturschaffende: Der in Hamburg lebende Pianist bringt uns die Auswirkungen der Coronakrise näher – und appelliert an unsere Empathie.

Ein Name, ein Gesicht, ein Klavier – der in Bayern geborene Wahlhamburger Klinger braucht nicht viel, um sein abgestecktes Thema nahbar zu machen. Mit den musikalischen Nahaufnahmen seines Projekts „PERSONA: PERSEVERANCE“ geht Christoph Klinger, wie der Pianist mit vollständigem Namen heißt, bis an die Schmerzgrenze: Er lotet darin die Auswirkungen aus, die die Coronakrise auf einzelne Menschen hat.

Da ist Horst, der Betreiber der Kneipe Crazy Horst auf der Hamburger Reeperbahn, für den die Schließung die größte Krise ist, die er in seinen über 50 Jahren erlebt hat. Nur einmal war seine Kneipe in dieser Zeit geschlossen – bis 2020 der Lockdown gekommen ist. Über Horst hat Klinger den ersten Teil seiner „PERSONA“-Reihe geschrieben. Eine melancholische und in sich gekehrte Klavierminiatur, die ihrem Gegenstand sehr viel Platz lässt.

Dazu gibt es ein Video, das ähnlich minimalistisch daherkommt. Nur Horst ist darin zu sehen, wie er einem in die Augen schaut. So schaffen Klinger und der Regisseur Timmi Davis das, woran zahlreiche Kulturschaffende zuletzt leider kläglich gescheitert sind: Ohne gegen den Lockdown und die lebensrettenden Maßnahmen zu wettern, vermitteln sie ein greifbares Gefühl für die Folgen, die die Coronapandemie für die Einzelnen hat.

So auch im zweiten Teil der Serie, der sich der Krankenpflegerin Inna widmet. In 20 Jahren hat nichts ihr Leben so verändert, wie das Coronavirus – und zwar privat wie beruflich. Zu Beginn der Pandemie, im April 2020, ist sie selbst erkrankt. Ihre zwei Töchter mussten sich um die alleinerziehende Mutter kümmern. Seit Herbst desselben Jahres ist sie nun schon als Springerin auf ihrer Station für die Corona-Patient*innen verantwortlich.

Alle sechs Videos, die Klinger und sein Team für die „PERSONA“-Reihe geschaffen haben, arbeiten nach diesem Prinzip: Sie geben uns die längst bekannte Geschichten, die durch das tägliche Mahlen der Nachrichten beinahe zu Binsenweisheiten verkommen – Gastronomie und Kultur leiden unter Lockdownmaßnahmen, Risikogruppen müssen geschützt werden, Pflege- und Gesundheitspersonal arbeiten schon seit Jahrzehnten unter prekären Bedinungen – und gibt ihnen ein Gesicht. Er appelliert an unsere Empathie – und dieser Appell wirkt umso stärker, weil er ihn in uns selbst wachsen lässt.

Alle Videos der Reihe „PERSONA: PERSEVERANCE“ findet ihr auf der projekteigenen Website projectpersona.de

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